Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/363

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

oder stark gegen die Ränke desselben focht; auf immer erloschen ist das Auge, das seine Blicke voll erkünstelten Feuers umher schoß, minder zum Sehen als zum Gesehenwerden, – und sieht nicht mehr und wird nicht mehr gesehen. Bei dieser gänzlichen Entweichung alles dieses schnöden Prunks, bei dem Anblick des Todes, scheint sie ihm mit dem simpeln Anzuge erster, natürlich-guter Anlagen unter die Augen zu treten, und um Erbarmen zu flehen. Sie fand es nicht. Wir indessen wollen ihr das unserige nicht versagen – Quiescat!

Sie sinkt erbleicht zurück in die tröstenden Arme ihrer bisherigen Seelsorgerin und treuen Begleiterin im Zuchthause, der scheußlichen Stumpfnase, die nun auf einmal alle Hoffnung verliert, ihr liebes Zuchtkind, wenn es länger gelebt und geblüht hätte, dereinst noch mit Vortheil an den Galgen beseelsorgen zu können. – Das ist Trost im Sterben! Man hat sie sorgfältig in ein Betttuch eingeschlagen. Vielleicht ist das Nachthemd, das dort auf dem Seile trocknen soll, gar das einzige, das bei dem schnellen Wechsel, den Natur und Kunst hier nöthig machen, noch im Gange ist! Das Mensch gebietet mit der Rechten zwei ansehnlichen Herren, die in vertraulichem Gespräche begriffen sind, Ruhe und Stillschweigen. Wer diese Herren sind, soll nun erklärt werden. Die Sache ist wichtig, und der Leser wird uns daher etwas Raum dazu vergönnen.

In London kömmt schon seit vielen Jahren ein Wochenblatt heraus, das regelmäßiger erscheint, und immer mit Aufsätzen von mehr gleichförmiger Güte angefüllt ist, als irgend ein Wochenblatt in der Welt. Man hat gar kein Beispiel, daß es je an Mitarbeitern oder an Beiträgen gefehlt habe. Alles, was darin vorgetragen wird, scheint wie von der Natur selbst dictirt, ob man gleich weiß, daß nicht selten tiefe menschliche Kunst dabei die Feder geführt hat. Dieses ist nicht zu verwundern, ja sogar eine dem Kenner des Menschen sehr bekannte Beobachtung. Denn seit einem gewissen Vorfall im Paradies, wovon man in einem alten classischen Buche[1], das nicht viel mehr gelesen wird, umständliche


  1. 1. Buch Mose.