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komische Maske, Palette, Pinsel u. s. w. mit einem Lorbeerzweige darstellt, und ein kurzes Gedicht seines Freundes Garrick enthält:

Farewell great painter of mankind
Who reached the noblest point of art;
Whose pictured morals charm the mind
And trough the eye correct the heart.
If genius fire thee reader stay
If nature touch thee drop a tear;
If neither move thee turn away,
For Hogarth’s honored dust lies here.


Der Seele Maler ruh’ in Frieden,
Der Kunst durch edeln Rang beglückt,
Der Beßrung unsrem Herz beschieden,
Wann Sitt’ in Form das Aug’ entzückt.
Ergreift Euch hoher Sinn, verweilt;
Rührt Euch Natur, weiht eine Zähre;
Jedoch verbleibt Ihr kalt, enteilt,
Denn Hogarth’s Staub erheischt die Ehre.


Der Tod sühnte bei der Nation die Schwachheiten Hogarth’s in seinem späteren Leben. Die Ereignisse, wodurch er sich Tadel, Haß und Verachtung zugezogen, gingen vorüber, und nach einigen Jahren gedachte man seiner allein als des großen Malers, welcher in geistiger Hinsicht eine ähnliche Stellung einnahm, wie jene Schriftsteller der Nation, deren Werke durch Kraft und Wahrheit in Anschauung des Lebens die Leser stets entzücken werden, so lange die englische Sprache bekannt ist.

Wie erwähnt, gab Hogarth die erste Anregung hinsichtlich der Kunst in England; es folgten Meister, welche sich jeglicher Schule an die Seite stellen können, allein erst in neuester Zeit ist wieder ein Künstler erstanden, welcher in der von Hogarth geschaffenen Richtung ihm gleichstehen mag, und auch in demjenigen Zweige, worin Hogarth sich nur zu seinem Unglück versuchte, eine hohe und bewunderungswerthe Stellung einnimmt. Das ist Sir John Wilkie, von welchem ein Werk, durch Zeitverhältnisse begünstigt, einen ähnlichen Eindruck hervorbrachte, wie wir dies bei den Charakterbildern Hogarth’s gesehen haben. Andere, wie Cruikshank, Meadows, haben leider in unseren Tagen den schnelleren Erwerb der Tagespresse für ihre Compositionen vorgezogen, und durch Flüchtigkeit der Behandlung, so wie durch geringe Ausführung des Einzelnen, wodurch ihre Bilder als skizzenartig erscheinen, jenem schnelleren Erwerb den solideren Ruhm zum Opfer gebracht, in der Richtung Hogarth’s weiter fortgerückt und dieselbe in den Formen unserer Tage dargestellt zu haben, wozu ihnen weder Humor und Geist, noch auch malerische Geschicklichkeit mangelte.

Unter den Malern, welche unmittelbar nach Hogarth und selbst noch gleichzeitig mit demselben der englischen Kunst eine würdige Stellung neben andern Schulen ertheilten, sind Sir Joshua Reynolds, Gainsborough und West um so mehr hervorzuheben, da die Wirksamkeit derselben wenigstens in einem Punkte mit Hogarth zusammenfällt. Dies ist die getreue und wahrhafte Auffassung der Natur, verbunden mit einer genauen und dem Gegenstande durchaus entsprechenden Durchführung. Portraitmalerei, Landschaftsmalerei und historische Darstellung in dem Fall, wo Ereignisse Begeisterung erweckten und wirkliche Gestalten durch Anschauung bekannt waren oder