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werden. Der Knoten scheint mit Sorgfalt und gewiß nicht ohne Bedeutung geschürzt; vermuthlich um nöthiges Licht oder auch freien Fall-Raumfür den Kometen bei seiner Annäherung zur Sonne zu gewinnen. Ob übrigens das Gesicht der Priesterin gleicht, lassen wir dahin gestellt sein. Enthalten aber können wir uns unmöglich bei dieser Gelegenheit, noch mit einer kleinen Betrachtung über das güldene Sprüchlein: Ne quid nimis, zu schließen. Wir haben allerdings hier mit einem sehr schlauen und originellen Schöpfer von Witz zu thun; das ist sehr wahr. Aber man lasse sich auch dadurch seine eignen gesunden Augen nicht verderben, und glaube nicht, Dinge auf dem Blatte zu sehen, die eigentlich ganz diesseits unserer eigenen Nasenspitze ihr lustiges Spiel treiben. So etwas erinnert an die Prophetinnen der neuern Zeit, die mit der Nadelspitze das Schicksal horchender Mamsellen aus Kaffeesatz in der Tasse heraussticheln und dann predigen: „Sehen Sie, meine allerschönste Mamsell, hier diesen kleinen Cirkel; er ist so deutlich; das ist ein Kutschenrad; und hier diese Pünktchen, 4, 8, 12, 16, 20, 24, das sind Fußtapfen von – warten Sie, liebstes Kind, – ja richtig, von 9 Pferden. O hauchen Sie noch einmal darauf. Nun. Sehen Sie, hier ist offenbar der Stern. Zählen Sie die Zacken selbst. Also, meine Allerschönste, Eine Kutsche mit sechsen und ein Stern dabei, und nun gar hier, ach! was ist das!“ – – – doch ne quid nimis. Hiermit wird aber schlechterdings nicht gegen die kleine Saillies des Witzes, wahren oder vermeintlichen, geredet, die sich der Ausleger, offenbar auf eigene Kosten, erlaubt, und worüber wir uns in der Vorrede erklärt haben. Diese sind gestempeltes Eigenthum des Erklärers, die man nehmen kann, wie man will. Die Rede ist nur von tief gewitterten Bedeutungen im Ganzen. Die Bedeutung des Ganzen hat Hogarth nie versteckt, er hätte es auch nur bloß zu seinem Schaden thun können. Was er im Ganzen will, leuchtet sogleich beim ersten Blick ein, und das muß sein. Ohne so etwas kann kein Kunstwerk dieser Art gefallen. Kennt man aber diese, so erhöhet das Bestreben, kleine untergeordnete Schwierigkeiten aufzuklären, das Vergnügen bei der Betrachtung, das