Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/31

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zeit überhaupt gewöhnlich war, und seinen Geschmack auch nach Werken italienischer Meister gebildet, von denen er damals nur erbärmliche Copieen zu Gesicht bekommen konnte. – Walpole, der dem Künstler bei aller Anerkennung gerne Abbruch that, sagt auch über dies Werk, es enthalte viele vernünftige Bemerkungen, und tadelt nur hauptsächlich, daß Hogarth selbst auf dem zweiten zur Erklärung dienenden Blatte ein Muster der Grazie und Schönheit habe darstellen wollen, ein Versuch, der dem Künstler bei seinem Naturell natürlich mißlingen mußte. In England halten Künstler dies Buch noch immer für brauchbar, wie sich dies aus dem Umstande ergibt, daß es von Zeit zu Zeit wieder herausgegeben wird. Die letzte Aurgabe scheint von 1837 zu sein. – Uebrigens hatte Hogarth, ungeachtet der Angriffe seiner Landsleute, die Genugthuung, daß sein Buch gleich nach der Herausgabe in’s Italienische und in’s Deutsche übersetzt ward (letzteres durch Mylius), damals eine wirkliche Ehre, welche einem Schriftsteller bei dem selteneren literarischen Verkehr europäischer Nationen in jenen Zeiten nur selten zu Theil ward. –

Seit Hogarth jene Analyse der Schönheit begann, verminderte sich seine Fruchtbarkeit in der von ihm geschaffenen Gattung, entweder weil er bei einem sorgenfreien und behaglichen Leben nicht mehr durch den Drang seiner Umstände zu größerer Thätigkeit angespornt wurde, oder weil er letztere zugleich auf Zwecke verwandte, die seiner bisherigen Richtung, so wie auch seinem Talente fremd waren. 1750 gab er den Marsch von Finchley heraus, eine Composition, die er wahrscheinlich schon früher entworfen hatte, denn die Scene fand im Jahre 1745 während der letzten Rebellion der Jacobiten statt. 1751 und 1752 folgten die Bierstraße und die Branntweingasse (Beerstreet et Ginlane), wozu zwei Kupferstiche des sogenannten Höllenbreughel, die fette und magere Küche, die Idee angegeben haben sollen: ferner Stages of cruelty, Blätter, welche nicht so sorgfältig ausgeführt waren, wie die früheren; die beiden Blätter Paul vor Felix, Moses vor Pharaos Tochter; 1753 Columbus, der das Ei zerbricht, als Subscriptionsschein zu der Analyse der Schönheit; 1755, 1757 und 1758 die vier Blätter einer Wahl, deren Originalgemälde für Garrick bestimmt waren; 1756 Frankreich und England; 1758 des Künstlers Portrait, wie er die Muse des Lustspiels malt; 1759 das Hahnengefecht (The royal cock-pit); 1760 die fünf Perückenordnungen; 1762 Credulity, Superstition and Fanaticism. Letzteres mag als der Schluß von des Künstlers Wirksamkeit in seiner Gattung angesehen werden, obgleich noch der Politiker, der schlafende Richter und sein letztes Werk, wobei er den Pinsel ansetzte, Finis oder Ende aller Dinge, zu derselben gezählt werden kann. Das eine besteht aber nur aus einer einzelnen Figur, das zweite ist nicht fertig geworden, und das dritte zeigt weder besonderes Talent in der Auffassung, noch Fleiß in der Ausführung[1].

Hinsichtlich der letzteren Lebensjahre des Künstlers, ungefähr seit der Mitte der fünfziger Jahre, muß man überhaupt bedauern, daß er, wie es scheint, aus Eitelkeit und aus einem damit verbundenen Mißverständniß seiner wahren Stellung, seine Thätigkeit auf eine Gattung der Kunst verwandte, die ihm fremd war, und daß er sich


  1. Auch einige seiner letzten angeführten Gemälde werden in malerischer Hinsicht, in Betreff der Farben, der Lichtvertheilung u. s. w. getadelt, obgleich der gewohnte Humor des Künstlers dort noch in aller Kraft erscheint, z. B. die Wahl.