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besonders Irländern und Schotten, denen es gelungen war, sich der Strafe des Gesetzes nach der Rebellion von 1745 zu entziehen. Mit diesen Leuten, die natürlich eine große Reizbarkeit gegen ihre Landsleute besaßen, war Hogarth in Caffeehäusern und an Wirthstafeln zusammengetroffen, und hatte sie in seiner Weise verletzt. Kurz, Hogarth hatte während seines kurzen Aufenthalts genug Lärm verursacht, um die Aufmerksamkeit des damals am meisten lobenswerthen Theils der französischen Regierung, der Spionir-Policei, auf sich zu ziehen. Es konnte somit nicht fehlen, daß er, fortwährend beobachtet, in Ungelegenheit kam. Als er das Stadtthor abzeichnete, ward er als Spion verhaftet, als solcher anfangs behandelt, und endlich mit der tröstlichen Versicherung des Gouverneurs entlassen: Wenn der Friede von Aachen nicht bereits unterzeichnet wäre, so würde er (der Gouverneur) ihn auf den Wällen aufhängen lassen. – Hogarth hat sich durch das erwähnte Bild gerächt, dessen Darlegung hinsichtlich der Einzelnheiten in den Commentar gehört. Der Kupferstich entspricht jedoch nicht ganz dem Originalgemälde, welches Lord Charlemont bestellt hatte. Als nämlich das Bild vollendet war, stieß es Hogarth durch Versehen von der Staffelei herunter; ein Nagel riß dabei ein Loch in die Leinwand an der Stelle, wo das Kreuz sich über dem Thore befand. Hogarth suchte den Schaden auszubessern, und übermalte den Riß mit derselben Farbe, allein vergebens. Somit kam er auf den Einfall, die Composition des Ganzen durch eine Staffage noch mehr zu heben, und setzte an die Stelle des Kreuzes eine halbverhungerte Krähe, die, durch den ungewöhnlichen Fleischgeruch herbeigelockt, sehnsüchtig auf den Rinderbraten hinabsieht. Wegen der Uebereinstimmung des Ganzen muß man nur bedauern, daß der Künstler diesen Gedanken nicht auch auf dem Kupferstiche ausgeführt hat.

Des Künstlers Bildniß, dessen Originalgemälde gegenwärtig in der Nationalgallerie aufbewahrt wird, offenbart scharf genug seine Derbheit des Charakters, so wie die Klarheit seines Sinnes. Vor dem Oval, worin der Kopf dargestellt ist, befinden sich Gegenstände, welche ihm besonders theuer waren, und gewissermaßen seine Richtung andeuten. In der Mitte liegen die Werke von Shakespeare, Milton und Swift, die hauptsächlichsten Bücher, die er bei seiner Erziehung als Bildungsmittel benutzen konnte, rechts eine Palette mit einer gewundenen Linie, die er durch die Beischrift als Schönheitslinie bezeichnete, und die ihn in so fern charakterisirt, daß es ihm unmöglich war, sich einen abstracten Begriff auf andere Weise, wie in geometrischer Form, zu denken; links sitzt sein Lieblingshund, Trump, der durch Naturtreue vor jenen Zuthaten in die Augen fällt, und die wirkliche Naturnachahmung des Künstlers bezeichnen mag. – Uebrigens hat er sich später noch einmal und zwar als ganze Figur dargestellt, wie er vor der Staffelei sitzt, und die komische Muse malt.

Als der Stich von Hogarth’s erstem Portraite erschien, erregte die Wellenlinie auf der Palette, die er als Schönheitslinie definirt hatte, eine gewiße Bewegung der periodischen Presse an, welche theilweise die Idee des Künstlers nicht verstand, und ihm andererseits alle Fähigkeit, abstracte Grundsätze aufzustellen, absprach. Wie es scheint, fühlte sich Hogarth bei seiner reizbaren Eitelkeit durch letzteren Vorwurf besonders verletzt, und ließ sich dadurch verleiten, auch als Schriftsteller über seine Kunst aufzutreten. Der Künstler, welcher kaum orthographisch schreiben konnte, und auf die Ausbildung seiner Rede oder seines schriftlichen Styls niemals die geringste Mühe verwandt hatte, welcher ferner alle über Kunst geschriebene Bücher als nutzlos