Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen | |
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Nun, das heiße ich einmal eine Grabschrift. Sit tibi terra levis, Charters, mit deinen todten Hunden.
Es ist wahr, es wird hier, wie wir schon erinnert haben, etwas getrommelt. Wenn man aber den großen und gesetzten Charakter des Dr. Arbuthnot dabei betrachtet, dessen Schriftstellerei nichts weniger als ein Phrases-Handel war, so verliert das Zeugniß durch seine poetische Form nichts von seiner Kraft, und hat den Werth von Prose.
Warum man solche Grabschriften nicht auf Kirchhöfen liest? Fürwahr, wenn man auf einem Kirchhofe spazieren geht, und da die steinernen Empfangscheine liest, die unser aller Mutter gegen vernagelte Kisten ausstellt, die man bei ihr deponirt hat: so kann man nicht anders als glauben, daß sie entweder eine sehr reiche und gute Mutter sein müsse, die willens sei, dereinst die Defecte aus ihren eigenen Mitteln zu erstatten, oder eine sehr einfältige, die sich von manchem Trauerhause ganz erbärmlich schnellen läßt. Ich muß gestehen, daß ich beim Lesen der Grabsteine nicht selten in die Verlegenheit gerathen bin, kaum zu wissen, welches denn nun eigentlich die Seite der Herrlichkeit sei. Denn wahrlich! keine glücklichere Welt als die, in welcher die Gräber alles ohne den kleinsten Rabatt liefern müßten, was sie da, laut Quittung, empfangen haben, oder die, in welcher alles, was nicht gehenkt
Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1840, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hogarth_erkl%C3%A4rt_von_Lichtenberg_(Kottenkamp_Stuttgart_1840).pdf/289&oldid=- (Version vom 9.9.2019)