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für die feinste Prise Tabak viel zu fein geschlossen, sondern so wie man etwa ungefaßte Brillanten gegen das Licht besieht. Sehr schön und bedeutungsvoll. Er will nämlich mit diesen Fingern die Worte, die aus dem nicht sehr reizenden Munde etwas breit und voll heraus zu laufen scheinen, noch im Laufe feiner spinnen. Dieser Gestus ist auf Kanzeln und Kathedern nicht selten, da wo man den unnützen Schlacken, die der Mund auswirft, zuweilen noch im Fluge das Ansehen von ungefaßten Brillanten, oder dem Hanf, den man spinnt, das von gesponnener Seide geben will. Die Dame, mit dem zwar zart, aber etwas lang geschlitzten Munde scheint überhaupt durch sorgliche Verengerung eines an sich geräumigen Sprachwerkzeugs, ihren Gedanken den Anstrich geben zu wollen, den ihr Liebhaber, oder wohl gar der ihr Neuangetraute seinen Worten mit dem Daumen und Zeigefinger giebt. Ob sie gleich kaum zwei Schritte von der Kirchenthüre weg ist, so lehnt sie sich doch schon mit dem rechten Arme auf dessen Schulter. Dieses wirft etwas Licht auf allerlei, was der Reifrock in den Schatten bringen soll. Der ganz eigene und sonderbare Schnitt desselben scheint nämlich nicht so wohl gewählt zu seyn, dem Ganzen mehr Ansehen und Relief durch Ausdehnung zu geben, als vermuthlich die etwa zu sichtbar werdende, natürliche Ausdehnung, die keine Beschreibung bedarf, zweideutig zu machen. Das Kleid verträgt sich mit jeder Taille, und bei jeder wiederum mit der Ebbe so gut als mit der Fluth. Auch könnte es seyn, daß es noch eine kleine Uncorrectheit im Tritt bedecken sollte, die der kleine Erbe derselben aus erster Ehe nicht so gut verbergen kann. Ich rede hier von dem hochgeputzten jungen Menschen letzter Größe, der, durch Haarbeutel, Solitaire, Stock und Degen sichtbar gemacht, voraussteigt. Auch könnte der Tanzmeister wohl sein Vater seyn, der dann freilich von Seiten des Körpers seines Sohnes wenig Unterstützung im Dienst von ihm erwarten kann. Doch das geht gewöhnlich so: Heroum filii nequam. Daß indessen dieser Zwerg mit so großem Wohlbehagen den Silberblick seines Aermels auffängt, zeichnet seinen Geist dem Körper ähnlich. Aus diesen Blättern verdienen vorzüglich die Moden von 1733 Rücksicht, die Hogarth pünktlich beobachtet haben soll. An unserer Dame ist die Situation der Schleife besonders