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wohl recht in der Seele gefreut haben, daß das Schicksal, ohne sein Zuthun, die Franzosen dahin versetzt hat, wo er sie gewiß selbst würde hingesetzt haben, wenn er das Schicksal gewesen wäre – in die Saugasse. Denn einen abgesagtern Feind hatte wohl das sel. Frankreich nie gehabt als ihn; ein Schweinstall und Lutetia minor heißt bei ihm einerlei. Ueberhaupt aber muß es damals in dem ganzen St. Aegidien-Kirchspiel (St. Giles’s) in einem hohen Grade lutetisch hergegangen seyn. Es wird angemerkt, daß der Fußboden einer dortigen Kirche, die im Jahre 1625 gebaut worden ist, im Jahre 1730 bloß durch Schweinerei acht Fuß tiefer gelegen habe, als die Straße. Man sah sich sogar genöthigt sie neu zu bauen.

Von Hogarth’s Franzosenhaß trägt dieses Blatt fürwahr Spuren genug, ja es ist im Ganzen ein recht mörderischer Ausfall auf französische Gesichter, Figuren und Trachten. Wenn er auf dieses Capitel kommt, so hält er sich selten im Mittelwege, und das ist auch leider! hier der Fall.

Wie man an der Thurmuhr im Hintergrunde sieht, so ist es jetzt eilf Uhr und die Kirche aus. Die Thüre der französischen Capelle ist geöffnet, und die geistliche Heerde strömt mit dem Wort beladen aus derselben hervor. Die meisten Mitglieder sind so gezeichnet und bezeichnet, daß man glauben sollte, irgend ein reisender Wunderdoktor habe hier seine clinische Session gehalten, und so eben das wandelnde Hospital dimittirt. Die männliche Hauptfigur ist vermuthlich ein Tanzmeister, wie denn nach Hogarth’s Principien der größte Theil der französischen Nation aus Tanzmeistern bestand. Ist er es nicht, so verdiente er es zu seyn. Er ist in reich galonirtem Kleide, und einer Weste, die mit schwerer Schabrackenpracht fast die Kniee bedeckt. Die ganze Figur hat unglaublich viel Zärtliches und Süßes, wenigstens von Seiten des Willens. Sie stehen in einem Menuett-Pas; die linke Hand ist etwas abwärts gesenkt, und am Gelenke wieder rückwärts gebogen, voll unverkennbaren Ausdrucks von Unterwürfigkeit gegen die Dame. An dem Gelenke der rechten Hand hängt das modische spanische Rohr. Die Spitze des Zeigefingers ist subtil an die des Daumens angebogen, so daß beide einen Ring bilden,