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wenigen, die noch übrig sind, leben bloß noch unter der kümmerlichen Obhut der letzteren.

Die Uhr weist hier auf vier, und der helle Tag spiegelt sich schon auf den Bouteillen, den Trinkgläsern und den – Augen, wenigstens unter eilf Paaren auf Einem. Es ist vier Uhr des Morgens – nach der Sonne. So muß Jeder denken, der das Blatt ansieht, aber Hogarth dachte sicherlich noch etwas anderes. Es ist nämlich hier wirklich Mitternacht, und die Leutchen sind erst noch Willens zu sitzen, oder mitunter auch zu liegen, bis an den Morgen, und damit hat es noch vier bis fünf Stündchen Zeit. Dieses hängt so zusammen. In England, worunter hier immer vorzüglich London verstanden wird, hat man, so wie in der ganzen Welt, eine Sonnenzeit; nach dieser richten sich die Uhren. Außer dieser giebt es aber noch eine andere, die von dieser ganz verschieden ist; man könnte sie die Unzeit nennen, und nach der richten sich – die Menschen. Nach der letztern werden nicht wenige Geschäfte von ihnen abgethan, vorzüglich aber alle die, wobei Tisch und Bett in Betracht kommen. Mit diesen nämlich wird sich verbunden, und von diesen wird sich geschieden, bloß nach Stunden der Unzeit. Im Jahre 1756, da dieser Kupferstich erschien, lief also, will Hogarth sagen, die wahre Sonne der Sonne der Unzeit um vier Stunden vor. Es war um vier Uhr des Abends Mittag, und so um vier Uhr des Morgens Mitternacht. Seit jener Zeit haben sich die beiden Sonnen gar sehr viel weiter von einander entfernt. Das sogenannte große Frühstück zeigt sich weit über den wahren Mittag hinaus, so wie das große Mittagessen weit in die Nacht. Weil es aber doch mitunter noch immer Menschen giebt, die bei ihren Verrichtungen noch eine bessere Zeit beibehalten, so entstehet dadurch zuweilen der seltsamste Contrast. Folgende Anecdote ist mir von einem Freunde verbürgt worden, der sich in London befand, als sich die Geschichte zutrug. Der gegenwärtige Minister Pitt, ein großer Verehrer der wahren Zeit und des alten Styls der gesunden Vernunft, wo es einem Minister möglich ist, ihn beizubehalten, wurde von der Herzogin von D** auf einen Abend um zehn Uhr wahrer Zeit zum Mittagessen (dinner) eingeladen. Der Minister ließ bedauern, daß