Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/169

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stallleuchten, denen bloß die ölige Klebrigkeit, Härings-Tönnchen, denen nichts fehlt, als der Geruch, und Spühl-Lumpen zum Einstecken reizend, wenn sie nicht, wie lebendig zu triefen schienen.

Von dieser leblosen Natur hat der Besitzer beinah ein ganzes Viertel mit einem lebendigen Teniers bedeckt, und dadurch jenem Küchenparadies gleichsam einen Bewohner gegeben. Ein wahres Meisterstück dieses niederländischen Raphael’s. Es hängt da zugleich über dem Almanach, vermuthlich an Morgensegens Statt zur Stärkung sittlichen Gefühls, welches doch am Ende der Zweck aller Malerei ist, und ganz vorzüglich der Zweck alles Bestrebens des Teniers von Urbino, Raphael’s war. Sollte auch dieser Zweck hier etwas verfehlt seyn, so läßt sich wenigstens an diesem Stück des Morgens probiren, ob man sein sittliches Gefühl noch hat. Es stellt ein großes leeres Trinkgefäß und ein noch geräumigeres, etwas übervolles vor, die vermuthlich ihre contenta vertauscht haben. Ein ganzer Teniers ist das Stück nicht, denn da sieht man wenigstens Gesichter in Menge von allen Seiten. Sollte es etwa aus einem Ganzen ausgeschnitten, oder bei irgend einer Zerstörung des übrigen allein geblieben seyn? Dieses ist mir höchst wahrscheinlich, weil einen solchen simpeln Filtrir-Proceß, für niederländisches Getränk, allein darzustellen, selbst ein Niederländer, des sittlichen Gefühls wegen, kaum unternehmen würde. Ist es aber ein geretteter Ausschnitt, so ist es allemal sonderbar, daß bei einer Zerstörung des Ganzen gerade, einem bekannten Verfahren zuwider, einer übrig bleiben mußte, der an die Wand – sieht. Ueber der Stubenthüre hängt das dritte Gemälde, auch aus der Sumpf-Schule. Dieses herrliche Bild verträgt mehr als eine Erklärung. Entweder brennt der eine dem andern eine Nasen-Warze mit der Pfeife; so etwas geht wohl; oder Hogarth dachte an Bardolph’s Nase beim Shakespeare, die im Dunkeln leuchtete, wie eine Kohle, und der Mann will jetzt sein Pfeifchen daran bloß ermuntern.

Ohne mein Erinnern werden die Leser bemerkt haben, daß Hogarth in den Wandverzierungen auf diesen Blättern sich theils über die heiligen Mordgeschichten und subtilen Obscönitäten der Italiäner, theils über