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würde glauben müssen, er führe wenigstens hier das von irgend einem Kohlenschiff oder einem Häringsjäger unter dem mächtigen Einfluß von Habsucht, Kümmel und Anis, die hier offenbar aus Auge und Nase glühen. Auch die leblosen Zierden des Thrones sind nicht viel herrlicher als die lebendigen. Ein nicht sowohl fürchterlicher, als bloß fürchterlich verzeichneter Löwenkopf, und ein Thronhimmel mit zehn Pracht-Sonnen, aus den Lichtstrahlen einer Stallleuchte gestickt, ist Alles! – Vor ihm steht die Mutter des Kindes, das so eben nach den Principien der Gleichheit getheilt werden soll. Griffe sie nicht so sehr ernstlich zu, um diese Theilung ihres Herzblättchens zu verhindern, so sollte man sie fast, der Miene nach, für den Herrn Vater halten. Denn Kopf und Kopfputz sind völlig männlich, und obendrein schifferartig, und solchen Zügen zu Liebe übersähe man ja wohl ein Paar Kleinigkeiten, nämlich, daß sie einen Weiberrock an hat, und wahrscheinlich schon wieder ungetheilter guter Hoffnung ist. Daß der Justiz-Bediente da das Kind mit der Linken tranchiren will, ist wieder kein Argument gegen Herrn Riepenhausens unterlassene Umzeichnung des Blattes. Salomo hält hier das Scepter in der Rechten, so wie er es bekanntlich immer hielt. So erforderte es seine Weisheit, und diese Darstellung wird daher Richtschnur für jeden Bildner, der sich an seine Herrlichkeit wagt. Was geht uns denn ein einziger linkischer Kerl von Unterbedienten an? O! wenn man sogleich das Ganze umzeichnen wollte, wenn irgend ein Unterbediente mit der Linken ausführt, wie hier, was eine weise Regierung mit der Rechten verordnet hat, – – so wäre des Umzeichnens kein Ende in der Welt.

Ueber diese Geschichte aus dem alten Testamente hat Hogarth noch zwei Gemälde aus dem allerneuesten aufgehängt, die einen sonderbaren Contrast, wo nicht mit dem auf der Tapete, doch unter einander selbst machen. Das eine ist, wie versichert wird, das Portrait von einer gewissen Moll Flanders, einem berüchtigten drurylänischen Straßen-Mensch (Herr Ireland nennt sie in seiner etwas eigenen Sprache notified, notificirt). Ihr Anblick hat von Anfang etwas Ekelhaftes, das sich aber schon so ziemlich über der glücklichen Verbindung von