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Mannigfaltigkeit verwandelt, weil der Körper allmählig sich über seine gewöhnliche Höhe erhebt, und alsdann darunter hinabsinkt. Auch die Figur des Menuettschritts besteht aus Wellenlinien auf dem Fußboden, Figur 120 B 2.

Andere Tänze unterhalten nur wegen der Mannigfaltigkeit der Schlingungen; je weniger sie die Wellenlinie zeigen, desto weniger Grazie ist ihnen eigen; sie machen alsdann den Eindruck des Comischen. Man betrachte den Ballettanz der Italiener und Franzosen. Harlekin’s Attituden bestehen in schnellen Bewegungen des Kopfes, der Hände und Füße, oft in geraden Linien oder in Cirkelform. Scaramuz in dem Charakter des absurden Ernstes macht Bewegungen und unnatürlich lange Linien. Pierrot’s Bewegungen und Attituden sind hauptsächlich in perpendiculären und parallelen Linien, eben so Figur und Kleidung. Pulicinello wird drollig, weil er das Gegentheil aller Eleganz darbietet; das Schöne der Mannigfaltigkeit ist gänzlich von diesem Charakter ausgeschlossen; seine Glieder senken und heben sich, als wären seine Gelenke nur die Angeln einer Thüre. Derselbe Fall ist bei dem sogenannten Tanz mit hölzernen Schuhen zu beobachten, wo die Figuren sich marionettenartig bewegen.

Der englische Nationaltanz (country dance) wird durch die Verschlingungen der Wellenlinien angenehm, indem die einzelnen Touren einem S gleichen, und sich in einander winden. Verzeichnete man dieselben auf dem Fußboden, so würde Figur 123 B 2 herauskommen.

Auch der Schauspieler wird die Theorie der Linien für seine Kunst benutzen können, die Mannigfaltigkeit der Wellenlinie bei Einfachheit in seinen Bewegungen, so bald er in ernsten Rollen auftritt, in Lustspielen jene comischen Formen, welche, als durch gerade Linien und Curven bewirkt, bereits bei verschiedenen Gelegenheiten angeführt wurden.