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Einförmigkeit des Schnees, Elfenbeins, Wachses zu offenbaren, womit Dichter ihre Geliebten preisen, die aber in Wirklichkeit bei dem lebendigen Fleisch eher häßlich als schön sein müßte.

Wie der stufenweise Uebergang einer Farbe in die andere durch die gelbliche Farbe der Oberhaut zarter, gemildert und vereint scheint, so sollen auch die Farben, von denen wir vorausgesetzt haben, daß sie auf den Marmor gelegt werden, durch das Oel, worin man sie gerieben hat, sanfter werden. Das Oel erhält nämlich nach einiger Zeit eine gelbliche Tinte. In Wahrheit bringt dieser Umstand jedoch mehr Schaden, als Nutzen, weßhalb man sich auch das hellste Oel stets erwählen muß. Diese Gelegenheit benutzt Hogarth, um sich gegen die Meinung auszusprechen, durch Alter werde das Colorit besser, ein Vorurtheil, welches er in dem schon erklärten Blatte: die Zeit beräuchert ein Gemälde, in seiner Weise verspottete. Nachträglich mögen die Worte Hogarth’s zur ferneren Erläuterung jenes Blattes hier angeführt werden. Er sagt: „Ungeachtet der tief gewurzelten Meinung, welche sogar die meisten Maler hegen, die Zeit sei ein Verbesserer guter Bilder, will ich es unternehmen darzuthun, daß keine Behauptung absurder ist. Nachdem ich schon den ganzen Effekt des Oels dargethan habe, will ich untersuchen, in welcher Art die Zeit mit den Farben selbst umgeht, um vielleicht die Entdeckung zu machen, ob irgend eine Veränderung derselben einem Gemälde mehr Einheit und Harmonie ertheilen kann, als ein geschickter Meister dies vermöchte. Wenn Farben sich ändern, so muß die eine dunkler, die andere heller, die andere in der Tinte durchaus verschieden werden; man weiß dies aus Erfahrung bei allen, die sämmtlich veränderlich sind, mit Ausnahme des Ultramarins. Da ein Bild aus verschiedenen Farben zusammengesetzt ist, so können diese durch Zufall unmöglich mit der Absicht des Künstlers zusammentreffen und eine größere Harmonie des Stückes bewirken, denn dies ist offenbar gegen ihre Natur. Auch sehen wir in den meisten Sammlungen, daß die Zeit die feineren Farbentöne entfernt, die Harmonie aufhebt und das Ganze schwärzt. Wenn aber auch die Farben gleichmäßig sich veränderten, was nicht der Fall ist, so müßte ein Bild dadurch nur schlechter werden. Man denke sich eine