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Die zurückweichenden Schatten lassen sich in folgender Weise anbringen:

1, 2, 3, 4, 5.
5, 4, 3, 2, 1, 2, 3, 4, 5.
5, 4, 3, 2, 1, 2, 3, 4, 5, 4, 3, 2, 1, 2, 4, 4, 5.

In der ersten Art geht die Stufenfolge nur in einer Richtung in einander, aber diese eignet sich am wenigsten zur Zierrath, und entspricht der geraden Linie. Die zweite Art, welche in entgegengesetzter Richtung abwechselt, ist noch einmal so angenehm, und entspricht der gekrümmten Linie. Die dritte, welche doppelt in zwei entgegengesetzten Richtungen variirt wird, bringt durch die größere Abwechslung eine noch größere Schönheit hervor. Sie entspricht der Wellenlinie. Die vierte Art, welche der Schlangenlinie entspricht, läßt sich ohne bestimmte Form nicht vorstellen. Man denke sich das Horn, Figur 57 B 2 concav eingedrückt, so würde der Schatten schon angenehm werden, in Figur 58 würde er durch die Mannigfaltigkeit noch schöner, womit er sich in der Abwechslung der concaven und convexen Theile schlingen müßte.

Noch mehr wird dies durch die Darstellung jener Schatten an einem Menschengesichte deutlich werden, Figur 97 und 99 B 1. Die punktirte Linie, welche an der Nase beginnt, und sich von dort an der Ecke des Auges über die Wange hinabwindet, zeigt auf derselben den gewundenen Schatten, wie das Horn. Man mag ihn bei einem lebendigen Gesicht oder bei einer Marmorbüste ebenfalls beobachten. – Da das Gesicht größtentheils rund ist, so kann es auch das reflectirte Licht auf der schattigen Seite empfangen, wodurch noch eine neue Abstufung bewirkt wird, und wodurch man zugleich die Rundung der Wangen, die Senkungen und Erhöhungen einzelner Gesichtstheile andeutet, weil Höhlungen nicht wie convexe Formen den Reflex des Lichtes zulassen.

Indem das Auge einen von Gegenständen ausgefüllten Raum erblickt, und dieselben sondert, dient ihm Licht und Schatten als das hauptsächlichste Hilfsmittel. Beide werden somit die Grundtypen des Unterschieds, worin die Haupt-Tinten (Prime tints) zuerst in die Augen