Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/1172

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

So auch ist ein römischer General, Figur 19, durch einen modernen Schneider und Perrückenmacher zur Tragödie geschmückt, im höchsten Grade lächerlich. Die Kleidungen verschiedener Zeiten sind gemischt, und die Linien, welche dieselben zusammensetzen, sind rund oder gerade.

Tanzmeister, welche Gottheiten in Bühnenballeten darstellen, sind nicht weniger lächerlich. Man betrachte nur den Jupiter, Figur 20.

Was den Schauspieler betrifft, der freilich nur von hinten zu sehen ist, so soll dies der bekannte Quin sein, und zwar in der Rolle des Julius Cäsar. Wie bei Gelegenheit Garrick’s schon erwähnt wurde, war die Kleidung der Schauspieler in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts dem Gebrauche des Théatre franςais bei Racine’s Helden und Heldinnen nachgebildet. Schauspieler trugen die Allongenperrücke; Schauspielerinnen schmückten sich mit Reifröcken. – Um das Lächerliche durch den Contrast zu erläutern, hat Hogarth eine römische Statue Cäsar’s dicht vor Quin angebracht. Sie wird auf das Postament emporgewunden, und trägt somit einen Strick um den Hals, als sollte ihr Heldenthum durch die neuere Schauspielkunst erdrosselt werden. Ueber ihr befindet sich ebenfalls eine Winde, und zwar in der Form der schönen Pyramide, wie über Laocoon. Ueber dem Haupte des Schauspielers wird man jedoch in gleicher Art keine Pyramide bilden können. Die erste Winde ragt über dem Haupte des schon erwähnten Richters empor, und offenbart für den Stand die bezeichnende Form eines Galgens, eben so, wie der weinende Schleppenträger einen Galgen in der Hand hält.

Eben so lächerlich ist eine unelegante Form, mit Unzweckmäßigkeit gepaart, z. B. wenn in einem Lustspiel ein Müllersack über die Bühne springt; geschähe dies von einem schön geformten Gefäß, so würde der Eindruck des Lächerlichen nicht gemacht werden. Wird aber Eleganz mit Unzweckmäßigkeit gepaart, so ist der Eindruck anderer Art; z. B. nichts ist abgeschmackter, als Köpfe von zweijährigen Kindern mit Entenflügeln unter dem Kinn, die umherfliegend und Psalmen singend gedacht werden, Figur 22. Dennoch ist die Form so elegant, daß man mit der Unzweckmäßigkeit leicht ausgesöhnt wird.

Dieselben Grundsätze der Zweckmäßigkeit, Mannigfaltigkeit, des