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ist die Windung der Gegenstände in einander (Intricacy), eine andere Hauptbedingung der Schönheit, begründet.

Auch das Massenhafte in der Quantität macht angenehmen Eindruck; Felsen, Colosse, Elephanten u. s. w. Deßhalb sind die (britischen) Staatskleider weit und voll, weil sie den Anschein der Größe geben, die sich für die höchsten Aemter eignet. Das Gewand der Richter (auf der King’s bench) gibt denselben Ehrfurcht gebietende Würde, und wenn die Schleppe gehalten wird, erstreckt sich eine edle und schöne Wellenlinie von den Schultern des Richters bis zu den Händen des Schleppenträgers. Dieselben angenehmen Wellenlinien zeigt der Faltenwurf, so bald die Schleppe bei Seite gelegt ist. Auch zeigt die Allongen-Perrücke, der Löwenmähne gleichend, etwas Edeles, und ertheilt dem Gesicht nicht allein den Ausdruck der Würde, sondern auch des Scharfsinnes.

Zur Erläuterung dieses Gedankens hat Hogarth das Bild eines Richters, Figur 16, hinzugefügt, allein hier hat er sich in seiner Laune zugleich gehen lassen. Auf dem Haupte steht ein Haarbüschel der Perrücke wie eine Flamme empor. Der Richter, mit einem Leichenstein hinter seinem Haupte, unterschreibt ein Todesurtheil; der Schleppenträger ist ein Knabe, wie ein Engel, der sich mit der Schleppe die Augen trocknet, und zugleich ein Winkelmaas, oder vielmehr einen Galgen en miniature in der Hand hält. Ein anderer Engelskopf ist weinend am Postamente dargestellt.

Wenn jedoch das Massenhafte unpassend ist, oder einen zu starken Gegensatz bietet, so wird es lächerlich. Z. B. Figur 17 stellt ein fettes männliches Gesicht dar, mit einer Kindermütze, an dessen Kinn ohnedem der übrige Theil einer ausgestopften Kinderkleidung so geschickt befestigt ist, daß letztere in einem Kinderleib zu bestehen scheint. Dies ist eine bei Jahrmärkten zur Belustigung des Volkes gewöhnliche Schnurre, welche stets ein lautes Gelächter beim Publikum zu erwecken pflegt. Von derselben Art ist Figur 18, ein Kind mit der Perrücke und der Kopfbedeckung eines Mannes. In beiden Figuren werden die Eigenthümlichkeiten des Kindes- und Mannesalters in Formen ohne Eleganz und Schönheit zusammengeworfen.