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damit irgend eine Eigenthümlichkeit in’s Lächerliche gezogen wird. Hogarth aber gibt beide der Wirklichkeit gemäß, indem er bei seinen Figuren nur die Gemeinheiten und Sonderbarkeiten (whims) hervorhebt. – Hogarth’s Freund, Fielding, trat schon früher in dieser Hinsicht für ihn auf. Er schrieb in der Vorrede zu seinem Roman, Joseph Andrews: „Was die Carrikatur in der Malerei, ist das Burleske in schriftlicher Darstellung, und in derselben Art stehen Maler und Schriftsteller mit einander in Beziehung. – Wer den geistvollen Hogarth einen burlesken Maler nennen wollte, würde ihm nach meiner Meinung sehr wenig Ehre erweisen, denn sicherlich ist es leichter, und verdient auch bei Weitem weniger Bewunderung, wenn man einen Menschen mit einer Nase oder einem andern Gesichtszug von monströser Länge malt, oder ihn in einer absurden und monströsen Stellung darstellt, als wenn man die Affecte der Menschen auf der Leinwand ausdrückt. Man hielt es für einen großen Ruhm, welcher einem Maler ertheilt werden könnte, wenn man sagte, seine Figuren schienen zu athmen. Jedoch sicherlich verdient derselbe noch größeren Beifall, wenn seine Gestalten zu denken scheinen.“

Bald auch gab Hogarth selbst eine Darlegung der künstlerischen Stellung, die er einnehmen wollte, in seiner Art, d. h. mit dem Griffel. Als er die Modeheirath in Abdrücken herausgab, stellte er auf dem Subscriptionsschein ungefähr neunzig Profile in seiner Manier, als Charakterzeichnungen dar, setzte drei aus den Cartons von Raphael copirte Köpfe darunter und daneben drei Carrikaturen derselben Figuren, die er Ghezzo und Annibale Carraci in der Unterschrift zuschrieb; ferner eine Carrikatur von Leonardo da Vinci ohne Nase. Jene Profile, die als Muster-Studien Werth haben mögen, sind jedoch zu sehr zusammengehäuft und zu flüchtig hingeworfen, um Andern Interesse zu gewähren. Auch wird man mehrere Physionomien in Hogarth’s Blättern wieder erkennen. Eben so flüchtig und unvollständig ist der Unterschied zwischen Charakter und Carrikatur nachgewiesen. Der Künstler suchte später seinen Gedanken genauer durchzuführen, und gab vorliegendes Blatt 1758 heraus, worauf er jedoch nur die vier unteren Köpfe, als Repräsentanten der Charakter-Malerei