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hält sie in der einen Hand ein Schlachtmesser, worauf ein Feld des Wappens der City von London, der Dolch, zu sehen ist, welcher schon an einem andern Orte (der fleißige und faule Lehrling, neuntes Blatt) erwähnt und hinsichtlich seiner Veranlassung erklärt wurde. An der Wage, welche von der andern Hand gehalten wird, hat ferner die eine Schale sich gesenkt. Sie wird durch ein Geschenk beschwert sein. Ohne Zweifel hat Hogarth mit dieser Themis auf das Policeigericht des Lord-Mayors andeuten wollen, welches von jeher nur hauptsächlich gegen Unfug der Armen als strafend sich zeigte, während der Reiche und Vornehme mit einer leichten Geldbuße davon kömmt. Der angebrachte Dolch der City ließe sich wenigstens in keiner andern Art erklären.

Die Schlaglichter Rembrandt’s sind auf solche Weise angebracht, daß der Spott sogleich in die Augen fällt. Dieselben fallen hauptsächlich auf die Beisitzer des Gerichts, welche sich die Nase zuhalten, auf die Perücke des Tertullus, auf das Gesicht des schlafenden Engels, auf des Apostels Fuß, auf das Teufelchen, u. s. w. Das stärkste Licht dringt durch eine runde Oeffnung in ein Nebengemach, und zeigt dort eine ächt niederländische Verzierung, die blank gescheuerten Zinnteller, bekanntlich der Ruhm einer jeden holländischen Haushaltung.

Auch die Landschaft, welche man außerhalb der Thüre erblickt, ist im Geschmack niederländischer Maler. Man sieht einen holländischen gradlinigen Canal, ein holländisches Dorf mit dem niedrigen und bescheidenen Kirchthurm, und endlich sogar eine holländische Windmühle. Als Schluß dieses Bildes voll niederländischen Humors und niederländischer Naturtreue mag man den Lictor seitwärts von Felix betrachten, welcher stehend eingeschlafen ist, und das Ganze mit einem römischen Adler unter einem Vexillum überragt.

Es ist noch zu bemerken, daß Hogarth an Tertullus das Porträt eines Advocaten damaliger Zeit, Hugh Campbell, eines Schotten von Geburt, gegeben haben soll, indem er nur die Nase desselben in etwas jüdischer Weise umbildete. Auch der eingeschlafene Engel soll Porträt sein, und zwar das eines Kupferstechers Luke Sullivan, den Hogarth mitunter bei seinen Blättern gebrauchte.