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einmal besonders herauszugeben. Uebrigens ist dies Blatt nicht die einzige Verhöhnung der niederländischen Malerschule, die man bei Hogarth bemerken kann. Man wird dieselbe auch auf dem letzten Blatte der Modeheirath erkennen.

Auf dem vorigen Blatte war der Apostel eine edle Figur, der, mit dem Finger zum Himmel weisend, den Römer an die Unsterblichkeit der Seele und die Bestrafung nach dem Tode erinnert. Hier ist er ein kleiner und untersetzter Mann, den der Maler auf einen Schemel gestellt hat, damit der Gerichtshof wenigstens seinen Kopf erblicken kann. Er predigt mit dem Phlegma eines holländischen Domine, und zählt sogar die einzelnen Beweise als guter Rechner an den Fingern ab. Tertullus, als niederländischer Rathsherr mit einem Halskragen über einer schlecht gezeichneten Toga geschmückt, sitzt auf einem Sessel, dessen Thronhimmel ein Korb bildet. Die Predigt des Paulus hat bei ihm durch eingeflößten Schrecken eine Wirkung à la Teniers gehabt; die neben und unter ihm Sitzenden halten sich die Nase zu. Diese körperliche Unbequemlichkeit hat übrigens sein Gesicht noch um einen Grad mehr in die Länge gezogen, als die Predigt des Apostels. Die Jüdin Drusilla, nach der gerühmten Naturtreue holländischer Maler mit ächt jüdischer Physiognomie und Haltung dargestellt, scheint ihn wegen seines Unglücks bei dem neben ihr sitzenden Aeltesten zu entschuldigen, welcher sich etwas verdrießlich an sie gewendet hat, indem er sich die Nase zuhält und auf Felix als die Ursache dieser Bewegung hinweist. Drusilla hat übrigens als vornehme Dame ihren Schooshund. Unter Tertullus sitzen die Assessoren des Gerichts, an den Gesichtern leicht als Juden zu erkennen. Sie müssen, um nach ihren Gesichtern und nach den zugehaltenen Nasen zu schließen, die meiste Belästigung von des Felix Schrecken empfinden. Der Eine weist mit einer spöttischen Miene zu dem Römer hinauf, allein ein Anderer gibt ihm einen vorsichtigen Wink, den mächtigen Mann nicht dadurch zu beleidigen, daß man ihn merken lasse, sein unwillkührliches Versehen sei von loyalen Untergebenen empfunden worden. Ein anderer Beisitzer, mit der Brille auf der Nase, bekümmert sich weder um die Verhandlung, noch um das Felix wiederfahrene Unglück. Er spitzt