Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/1097

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

politischen Aufregung jener Periode zu treffen verstand, war ein Freund und Mitarbeiter von Wilkes, und wie dieser durch zerrüttete Vermögensumstände genöthigt, die Parteiaufregung zu seinem Vortheil zu benützen. Nur gerieth er nicht durch Verfolgungen in dieselbe Stellung eines Märtyrers, wie Jener, und lebte auch nicht lange genug, um ähnliche Vortheile zu ernten, denn er starb schon 1764 in Frankreich, wo er Wilkes in der Verbannung aufgesucht hatte. Wie Wilkes, war er ohne moralische Grundsätze im Leben. Liederlichkeit hatte ihn genöthigt, seine frühere Stellung im Leben aufzugeben. Er war ein Geistlicher, und verlor seine Pfarre, weil er durch sein schmutziges Treiben in London die in dieser Hinsicht sehr langmüthige Geduld der Hochkirche auf eine zu harte Probe gestellt hatte; die höhere Geistlichkeit zwang ihn nämlich, seine Stelle niederzulegen, nachdem seine Gemeinde sich entschieden gegen sein scandalöses Leben erklärt hatte und seine Predigten nicht länger besuchen wollte. Hierauf begann er als Schriftsteller durch gereimte Spöttereien über die Theater- und Stadtgeschichten die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen, bis Wilkes ihn als Mitarbeiter am North Briton engagirte, und ihn somit zu seinem Seïden machte. Von dieser Zeit an pflegte er über dasselbe Thema zu reimen, welches Wilkes in seiner Zeitschrift behandelte, oder über Abenteuer dieses Demagogen[1] Gedichte drucken zu lassen. So stimmte er mit Wilkes dasselbe Lied über Schottland in der Prophezeiung einer Hungersnoth (Prophecy of famine) an, dem einzigen Gedichte von Churchill, welches jetzt noch wohl gelesen wird, und von welchem sich nicht läugnen läßt, daß sich eben so viel Bosheit als Witz darin befindet. Alles Andere, was er schrieb, wurde mit seinem Tode 1764 sogleich vergessen, als das augenblickliche Interesse vorüber war, welches durch die Ereignisse des Tages bewirkt wurde. Seine gesammelten Gedichte sind jedoch noch 1804 herausgegeben worden.

Bei der Stellung von Churchill zu Wilkes war es natürlich, daß Ersterer die Partei seines Freundes gegen Hogarth nahm. Er ließ nach der Herausgabe von Wilkes Porträt eine sogenannte poetische Epistel an Hogarth drucken, welche wegen grober Vorwürfe den Künstler nicht wenig ärgerte. Hogarth war darin der niedrigsten Eifersucht gegen seine Kunstgenossen beschuldigt, und vor Allem war er als ein Mann dargestellt, der durch Alter bereits kindisch geworden sei, indem auf der andern Seite sein früheres Verdienst hervorgehoben wurde. (Die auf dem Titelblatt dieser Ausgabe als Motto gedruckten Verse sind aus dieser


  1. Z. B. über ein Duell desselben.