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Publikum ihm täglich gab. Er rächte sich an Wilkes durch dieses Porträt, welches den Charakter dieses Mannes, wie er geschichtlich überliefert ist, vollkommen darstellt; man erkennt sogleich den ausgelebten Wüstling ohne alle Grundsätze, welcher die Volksgunst, die er durch Umstände und Keckheit gewann, ausschließlich als Handelsspekulation benutzte, durch die er sich ein gutes Einkommen sicherte. Man erkennt auch neben dem Heuchler im Patriotismus den kecken Spötter, der bei keiner Gelegenheit um derben und treffenden Witz verlegen war. Kurzum, die Figur könnte für einen Mephistopheles gelten; auch hat Hogarth den vorderen Theil der Perrücke so gesetzt, daß die Erhöhungen einige Aehnlichkeit mit Teufelshörnern haben. Hogarth hat die Figur porträtirt, als Wilkes während des Processes, der ihn zum Helden der Freiheit machte, vom Tower vor den Gerichtshof der Common pleas gebracht und dort freigesprochen wurde. Man sollte das Bild für eine Carrikatur halten; dies ist aber nicht der Fall, denn alle Zeitgenossen erkannten sogleich die vollkommenste Aehnlichkeit. Wilkes besaß auch genügendes Bewußtsein über den schlimmen Eindruck, den seine Figur machen mußte. Die Corporation der City, welche sich zu der entschiedensten Opposition hielt, hatte ihn ersucht, dem berühmten Maler Sir Joshua Reynolds zu sitzen, weil sie sein Porträt im großen Saale von Guildhall aufhängen wolle. Wilkes hatte aber diese Ehre unter allerlei Vorwänden abgelehnt, und zwar kurz vorher, als Hogarth ihn auf die genannte Weise beim größeren Publikum und bei der Nachwelt einführte. Das Blatt erschien während der Aufregung, die Wilkes’ Proceß bewirkte, und hatte deßhalb einen solchen Erfolg, daß mehrere tausend Abdrücke in der ersten Woche abgesetzt wurden. Ein englischer Erklärer braucht über Wilkes’ Charakter, Stellung und Wirksamkeit, sowie über die Umstände nichts Näheres zu berichten. Jene, für die innere Entwickelung bedeutsame Zeit der englischen Regierungsperiode Georg’s III. mit allen Verhältnissen der Krone und der Parteien, sowie Wilkes’ Persönlichkeit, den man mit Recht einen Krämer in Popularität (dealer in popularity) gegenwärtig nennt, sind den Briten zur Genüge bekannt. In Deutschland dagegen sind die Zeiten Georg’s III. und sogar diejenigen Georg’s IV. bei der Mehrzahl vergessen; nur