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Länger als siebenzehn Jahre verfolgte dieser edelmüthige Mann standhaft seinen Zweck und erhielt endlich im Jahre 1739, als er die nöthigen Fonds zusammengebracht hatte, das Privilegium der Regierung (The royal charter), ein Findelhaus zu errichten, welches durch eine Urkunde von jener Zeit an als selbstständiges Institut besteht. Wie erwähnt, hatte Capitän Coram sein durch Dienst auf der Flotte und auf Handelsschiffen erworbenes Vermögen seinem wohlthätigen Zwecke aufgeopfert. Er war im Alter vollkommen verarmt. Das englische Publikum gab ihm jedoch Ersatz für seine dem Staat geleisteten Dienste. Durch dasselbe Mittel, wie er sein Findelhaus größtentheils errichtet hatte, nämlich durch Subscription, wurde ihm eine genügende Pension gesichert. An der Spitze der Subscription stand der damalige Prinz Friedrich von Wales, unter Georg II. Als man dem ehrwürdigen Greise die Eröffnung machte, eine Subscription solle für ihn veranstaltet werden und als man zugleich die Besorgniß ausdrückte, ein solches Verfahren könne ihn beleidigen, gab er die für einen Engländer auffallende Antwort: „Ich habe das Vermögen, welches ich früher besaß, nicht zu eitlen Ausgaben oder Genüssen verwandt und brauche mich deßhalb in meinem Alter nicht zu schämen, wenn ich meine Armuth eingestehen muß.“ –

Dieser Mann starb 1751 und wurde auf seinen Wunsch in der Capelle des von ihm gestifteten Findelhauses beerdigt. Hogarth, sein persönlicher Freund, hat seine Züge durch vorliegendes Porträt verewigt, über welches er später folgende Bemerkung niederschrieb, welche wegen seiner Verhältnisse und seiner Sinnesart, auch wegen seiner Gereiztheit bei irgend einem Tadel, aufbewahrt zu werden verdient:

„Das Porträt, welches ich mit dem größten Vergnügen verfertigte, und worin ich hauptsächlich mich auszuzeichnen wünschte, war das des Capitäns Coram für das Findelhaus. Bin ich ein so elender Künstler, wie meine Feinde behaupten[1], so ist es sonderbar, daß dies Porträt,


  1. Dieser Vorwurf, wie man sehen wird, betraf übrigens nicht die von Hogarth gewissermaßen erfundene Gattung der Malerei, sondern seine historischen Bilder und seine Porträts.