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worden; er hat den Kork gesprengt und ist so eben zum Vorschein gekommen. Die Schuhputzerin muß überhaupt mit Hexerei zu thun haben. Sie hat ihren Korb mit Schuhwichse, Bürste u. s. w., der aber auch als Zuthat Whitfield’s Journal für Methodisten enthält, auf ein Exemplar von der Geisterlehre des gelehrten Narren Jacob I. gestellt (Demonology by King James I.), ein Buch von demselben hohen Werthe, wie die Schrift desselben königlichen Verfassers über die Todsünde des Tabackrauchens.

Neben dieser Schuhputzerin geschieht ein Wunder. Ein Weib gebärt Kaninchen, die gesund und munter sogleich davon laufen. Die Frau aber leidet an den heftigsten Geburtschmerzen und hat während derselben mit den Zähnen ein Branntweinglas, welches ihr von einer mitleidigen Hand gereicht wurde, zerbissen. – Diese Figur ist durch folgende Geschichte veranlaßt, welche ohnedem die Leichtgläubigkeit der englischen Volksmasse bei dergleichen Dingen charakterisiren mag. Unter der Regierung Georg’s I. machte ein Wundarzt, Namens Howard, in den Zeitungen bekannt, eine gewisse Maria Tofts aus Guilford habe Kaninchen geboren und sei auch mit anderen schwanger. Dies Gerücht verbreitete sich schnell und fand in demselben Verhältnisse Glauben. Lord Onslow ließ das Weib untersuchen, wurde getäuscht und stattete dem Arzt John Sloane einen Bericht darüber ab, welchen Neugierige noch jetzt im britischen Museum aufsuchen können. Der bekannte Geistliche William Whiston schrieb sogar bei dieser Gelegenheit ein Buch über wunderbare Empfängnisse und glaubte, durch jenes Weib gehe eine Prophezeihung des Buches Esrä in Erfüllung. Einer der damals in London berühmtesten Aerzte, St. André, ließ das Weib nach Leicesterfields bringen und untersuchte sie selbst. Auch dieser Arzt ließ sich täuschen, so daß der ehrliche John Bull die Meinung hegte, er dürfe nicht länger an der Kaninchen-Gebärerin zweifeln. Endlich untersuchte dieselbe der berühmte Arzt Chelselden und entdeckte den Betrug, welcher den Lesern Swift’s ohnedem bekannt sein wird, denn dieser witzige Irländer hat mit seinem Freunde, dem Dr. Arbuthnot, die Geschichte zu einer seiner Schnurren benutzt. – Hogarth gab einen Kupferstich der Kaninchen-Gebärerin 1726 heraus, der also zu