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ihres Maulwerks einige Zeit bei Gegenständen zu verweilen, die ihnen geläufig sind, und wovon der Zuhörer nichts versteht. Für einen solchen Zulauf zum Hauptgegenstand ist die Sammlung da oben nicht übel eingerichtet. Denn nicht leicht wird sich jemand noch, außer dem Besitzer, finden, der die Geschichtchen alle kennte, die da aufgehängt sind. Für das Schöne ist wenig gesorgt, aber desto mehr für das Große und das Erhabene. Den Anfang zur Linken macht ein ungeheurer Narhwals-Zahn, der, als Horn der Kupplerin angesehen, den Sturm in ihrem Gesichte nicht wenig erhöht. Dieses aber ist die Bedeutung nicht, wenigstens nicht allein. Diese kommt erst noch. Hierauf folgen einige Backsteine, vermuthlich vor 2000 Jahren gebrannt; ein Barbierbecken, vermuthlich Mambrin’s Helm, und ein Uringlas, vermuthlich zur Aufnahme irgend einer Aqua regia der Vorzeit; Riesenknochen, Riesenkindsköpfe mit Pfeifchen oder Röhrchen zum Rauch- und Feuerspeien, ungeheure Riesenkämme gegen Riesenplagen, und zwischen diesen ungeheuren Vergrößerungen des Kleinen steht nun die ungeheuere Verkleinerung eines der erhabensten Gegenstände der cultivirten Welt. Daneben hängt, damals Antiquität, und jetzt wieder neuestes Modestück, der hohe Hut; eigentlich der Hieb- und Prügel-Ableiter aus Filz. Man läßt ihn zu dem Ende zum Theil leer. Diese Leere erstreckt sich bei den besten Köpfen, die darin stecken können, wenigstens auf die Hälfte des Raums; bei andern auf Zweidrittel und darüber, und zuweilen, nachdem die Köpfe sind, auf das Ganze. Hierauf folgen die Insignien der Ritterschaft, der Sporn, der Schild und die Lanze ihrer Jugend und die Socken ihres Alters; zwei Crocodille, eines mit amputirten Beinen und einem Ei vom Vogel Strauß, weil kein besseres bei der Hand war, und ein anderes mit einer Kette am Unterkiefer; eine Mißgeburt und ein Insect, fast zu groß und zu vielbeinig für den Riesenkamm.

Ob Hogarth eine Absicht dabei hatte, gerade diese Reliquien hier aufzuhängen, ist nun wohl schwer auszumachen. Aber möglich wäre es allerdings, daß er sie gehabt hätte, selbst dann, wenn man dieses Cabinet, als allgemeine Satyre auf gewisse Ansammler des Natur- und Kunst-Kehrichts betrachtet, schon vollkommen fände. Denn Niemand