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Mädchen, welches die Hände zum Gebete fromm gefaltet hält, Blicke und Worte, die zur Genüge bezeugen, er habe zwei in der Scala bezeichnete Grade mit seiner Gesellschafterin beherzigt, welcher er ein Bild des Gespenstes von Cock-lane in den blühenden Busen steckt. In demselben Kirchenstuhl sieht man eine dritte Person, welche einen andern Grad, die Traurigkeit, an sich offenbart; sie ist zu Thränen gerührt sicherlich durch den Ton des Predigers, welcher, wie bereits angedeutet ist, so viele Kunst durch sein Schreien ausübt, daß er vielleicht sogar bei der bloßen Frage: „Wie befinden sie sich?“ eine wehmüthige Rührung seiner Methodisten bewirken könnte. Eine dritte Person ist eingeschlafen. An Verzückungen wird es jedoch auch nicht fehlen, denn hinter ihr steht ein kleiner Teufel jener Art, wie sie Callot oft genug darstellte und welche von den Landsleuten dieses Künstlers als diables de poche definirt wird, um den glücklichen Schläfer in Liebesträume einzuwiegen.

Unter der Kanzel nimmt der würdige Küster, eine Figur, welche Malern in Darstellung von Molière’s Tartuffe als Porträt dienen könnte, den gebührenden Platz ein. Er scheint ohnedem ein Trunkenbold, oder hat die religiöse Wehmuth wenigstens mit Bier und Branntwein angefrischt. Dies scheint die Inschrift an seinem Pult „stets schlaftrunken“ (Continually dozy) anzudeuten. Auf beiden Seiten ist er von zwei Cherub’s flankirt, von denen sich der eine im Heulen, der andere im frommen Gesichterschneiden übt. Ein dritter ist hinter dem Küster angebracht, allein nur an seinem Flügelpaare sichtbar, welches über den Schultern des würdigen Mannes, als wäre es sein eigenes, hervorragt. Der Küster hat übrigens noch ein Attribut, welches gewissermaßen einen extremen Gegensatz zu dem Flügelpaare bietet. Er hat sich nach Art der Chinesen die Nägel wachsen lassen, so daß dieselben seine Hände in Teufelskrallen zu verwandeln scheinen.

Unter dem Stuhle des Küsters wird Zauberei und Gespensterwesen getrieben. Eine vom Teufel besessene Schuhputzerin, durch den Donner des Pastors von der Gewalt des Bösen errettet, speit Hufnägel und eiserne Krampen. In der Hand hält sie eine Flasche, worin ein böser Geist gebannt war; auch dieser ist durch den Donner des Pastors erlöst