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Aber als er dann recht wehmüthig ins Wasser hineinblickte, ob nun nicht die holdseligen Augen aus der Fluth herausschauen würden, da gewahrte er wol, daß der Schein nur von den erleuchteten Fenstern der nahen Häuser herrührte. Schweigend saß er da und im Innern mit sich kämpfend; aber der Conrektor Paulmann sprach noch heftiger: Wie ist Ihnen, Hr. Anselmus? Ganz kleinmüthig antwortete der Student: Ach, lieber Herr Conrektor, wenn Sie wüßten, was ich eben unter einem Hollunderbaum bei der Linkeschen Gartenmauer ganz wachend mit offnen Augen für ganz besondere Dinge geträumt habe, ach, Sie würden mir es gar nicht verdenken, daß ich so gleichsam abwesend – Ei, ei, Herr Anselmus, fiel der Conrektor Paulmann ein, ich habe Sie immer für einen soliden jungen Mann gehalten, aber träumen – mit hellen offenen Augen träumen, und dann mit einem Mal ins Wasser springen wollen; das – verzeihen Sie mir, können nur Wahnwitzige oder Narren! – Der Student Anselmus wurde ganz betrübt über seines Freundes harte Rede, da sagte Paulmanns älteste Tochter Veronika, ein recht hübsches blühendes Mädchen von sechszehn Jahren: Aber, lieber Vater! es muß dem Hrn. Anselmus doch was Besonderes begegnet seyn, und er glaubt vielleicht nur, daß er gewacht habe, unerachtet er unter dem Hollunderbaum wirklich geschlafen und