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das ist genug. Hatte ich z.B. in einer Gesellschaft in einer Arie des gerade anwesenden Componisten recht vielen Beifall eingeerndtet, und war man im Begriff, einen Theil dieses Beifalls dem Autor zuzuwenden: so warf ich mit einem gewissen finstern, tiefschauenden Blick, den ich bei meiner charaktervollen Physiognomie überaus gut zu machen verstehe, ganz leicht hin: „Ja, wahrhaftig, ich muß nun auch meine neue Oper vollenden!“ und diese Aeußerung riß Alles zu neuer Bewunderung hin, so daß darüber der Componist, der wirklich vollendet hatte, ganz vergessen wurde. Ueberhaupt steht es dem Genie wohl an, sich so geltend zu machen, als möglich; und es darf nicht verschweigen, wie ihm alles das, was in der Kunst geschieht, so klein und erbärmlich vorkommt gegen das, was es in allen Theilen derselben und der Wissenschaft produziren könnte, wenn es nun gerade wollte und die Menschen der Anstrengung werth wären. – Gänzliche Verachtung alles Bestrebens Anderer; die Ueberzeugung, Alle, die gern schweigen und nur im stillen schaffen, ohne davon zu sprechen, weit, weit zu übersehen, die höchste Selbstzufriedenheit mit Allem, was nun so ohne alle Anstrengung die eigene Kraft hervorruft: das Alles sind untrügliche Zeichen des höchstkultivirten Genie’s, und wohl mir, daß ich Alles das täglich, ja stündlich an mir bemerke. – So kannst Du Dir nun, süße Freundinn, ganz meinen glücklichen Zustand, den ich der erlangten