Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/310

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kaliban[WS 1] – nur erlöse mich von der Qual – hei, hei, Verruchter, du hast mir alle Blumen zertreten – in schauerlicher Wüste grünt kein Halm mehr – todt – todt – todt –

Hier knisterte ein kleines Flämmchen auf – der treue Freund hatte schnell ein chemisches Feuerzeug hervorgezogen und zündete beide Lichter an, um so dem Kreisler alles weitere Fantasiren abzuschneiden, denn er wußte wol, daß Kreisler sich nun gerade auf einem Punkt befand, von dem er sich gewöhnlich in einen düstern Abgrund hoffnungsloser Klagen stürzte. In dem Augenblick brachte auch die Wirthstochter den dampfenden Thee herein. Kreisler sprang vom Flügel auf. – „Was soll denn das nun Alles,“ sprach der Unzufriedene, „ein gescheidtes Allegro von Haydn ist mir lieber als all’ der tolle Schnickschnack.“ – „Aber nicht ganz übel war es doch,“ fiel der Gleichgültige ein. „Nur zu düster, viel zu düster,“ nahm der Joviale das Wort, „es thut Noth, unser Gespräch heute ins Lustige, Luftige hinauszutreiben.“ – Die Klubbisten bemühten sich, den Rath des Jovialen zu befolgen, aber wie ein fernes dumpfes Echo tönten Kreislers schauerliche Akkorde – seine entsetzlichen Worte nach und[WS 2] erhielten die gespannte Stimmung, in die Kreisler Alle versetzt hatte. Der Unzufriedene, in der That höchst unzufrieden mit dem Abend, den, wie er sich ausdrückte, Kreislers

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Caliban, eine wilde, unbeherrschte, naturwüchsige Gestalt aus Shakespeares Sturm.
  2. Vorlage: uns