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repariren lassen?“ – „Ich denke, ja!“ erwiederte Kreisler. „Davon müssen wir uns überzeugen,“ fuhr der Bedächtige fort, und damit steckte er ausdrücklich das Licht an, welches sich auf dem breiten Schreibeleuchter befand, und forschte, ihn über die Saiten haltend, sehr bedächtig nach dem invaliden Hammer. Da fiel aber die schwere auf dem Leuchter liegende Lichtscheere[WS 1] herab, und im grellen Ton aufrauschend sprangen zwölf bis funfzehn Saiten. Der Bedächtige sagte bloß: „Ei, seht doch!“ Kreisler verzog das Gesicht, als wenn man in eine Citrone beißt. „Teufel, Teufel!“ schrie der Unzufriedene, „gerade heute habe ich mich so auf Kreislers Fantasie gefreut – gerade heute! – in meinem ganzen Leben bin ich nicht so auf Musik erpicht gewesen.“ „Im Grunde“, fiel der Gleichgültige ein, „liegt so sehr viel nicht daran, ob wir mit Musik anfangen, oder nicht.“ Der treue Freund meinte: Schade sey es allerdings, daß Kreisler nun nicht spielen könne, allein man müsse dadurch sich nicht außer Fassung bringen lassen. „Spaß werden wir ohnehin genug haben,“ sagte der Joviale, nicht ohne eine gewisse Bedeutung in seine Worte zu legen. „Und ich will doch fantasiren,“ rief Kreisler, „im Baß ist Alles ganz geblieben, und das soll mir genug seyn.“ –

Nun setzte Kreisler sein kleines rothes Mützchen auf, zog seinen chinesischen Schlafrock an und begab

Anmerkungen (Wikisource)

  1. eine Dochtschere zum Kürzen des Dochtes, um rußende Flammen zu vermeiden.