Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/299

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welcher sonderbare Akkordwechsel sich zu regen und immer höher und höher anzuschwellen anfing. Doch der junge Ritter gesellte sich immer mehr und mehr zu mir, und in seinem Auge ging mir eine herrliche Welt, ein ganzes Eldorado süßer wonnevoller Träume auf – der wilde Akkordwechsel zerfloß in zarte Engelsharmonien, die gar wunderbarlich von dem Seyn und Leben des Dichters sprachen, und nun wurde mir, da ich, wie Ew. Hoch- und Wohlgeboren versichert seyn können, ein tüchtiger Praktikus in der Musik bin, die Tonart, aus der das Ganze ging, gleich klar. Ich meine nämlich, daß ich in dem jungen Ritter gleich Ew. Hoch- und Wohlgeboren den Baron Wallborn erkannte. – Als ich einige Ausweichungen versuchte, und als meine innere Musik lustig und sich recht kindisch und kindlich freuend in allerlei munteren Melodien, ergötzlichen Murkis[WS 1] und Walzern hervorströmte, da fielen Ew. Hoch- und Wohlgeboren überall in Takt und Tonart so richtig ein, daß ich gar keinen Zweifel hege, wie Sie mich auch als den Kapellmeister Johannes Kreisler erkannt und sich nicht an den Spuk gekehrt haben werden, den heute Abend der Geist Droll[WS 2] nebst einigen seiner Consorten mit mir trieb. – In solch’ eigner Lage, wenn ich nämlich in den Kreis irgend eines Spuks gerathen, pflege ich, wie ich wol weiß, einige besondere Gesichter zu schneiden, auch hatte ich gerade

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Murkys, in Deutschland (oft abwertend) gebrauchte Bezeichnung unbekannter Herkunft für die als dilettantisch geltenden fortlaufenden gebrochenen Oktavbässe (Murkybässe, auch als „Brillenbässe“ notiert) zur Begleitung einer Melodie.
  2. Das ist Puck in Shakespeares Sommernachtstraum