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umsponnen und eingepuppt, daß ich nicht mehr heraus könne und Alles, Alles sich mir wie Musik gestalte – und die Leute mögen wirklich Recht haben. Doch, wie es nun auch gehen mag, ich muß an Ew. Hoch- und Wohlgeboren schreiben, denn wie soll ich anders die Last, die sich schwer und drückend auf meine Brust gelegt in dem Augenblick als die Gardine fiel und Ew. Hoch- und Wohlgeboren auf unbegreifliche Weise verschwunden waren, los werden.

Wie viel hatte ich noch zu sagen, unaufgelöste Dissonanzen schrieen recht widrig in mein Inneres hinein, aber eben als all’ die schlangenzüngigen Septimen herabschweben wollten in eine ganze lichte Welt freundlicher Terzen,[WS 1] da waren Ew. Hoch- und Wohlgeboren fort – fort – und die Schlangenzungen stachen und stachelten mich sehr! Ew. Hoch- und Wohlgeboren, den ich jetzt mit all’ jenen freundlichen Terzen ansingen will, sind doch kein Anderer, als der Baron Wallborn, den ich längst so in meinem Innern getragen, daß es mir, wenn alle meine Melodien sich wie er gestalteten und nun keck und gewaltig hervorströmten, oft schien: ich sey ja eben er selbst. – Als heute im Theater eine kräftige jugendliche Gestalt in Uniform, das klirrende Schwert an der Seite, recht mannlich und ritterhaft auf mich zutrat, da ging es so fremd und doch so bekannt durch mein Inneres, und ich wußte selbst nicht,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gemäß der klassischen Harmonielehre löst sich die kleine Septime des Dominantseptakkords in die Terz der Tonika, der Grundtonart auf.