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Verschlossen wurde der Brief aufbewahrt und es dem Zufall überlassen, jenen Freund und Gefährten näher zu bezeichnen. Es traf ein. Der Wallbornische Brief, gütigst von de la Motte Fouqué mitgetheilt, setzte es nämlich außer allen Zweifel, daß Kreisler unter jenem Freunde niemand Anders, als den Baron Wallborn gemeint hatte. Beide Briefe wurden mit Vorwort von Fouqué und Hoffmann in dem dritten und letzten Heft der Musen[WS 1] abgedruckt, sie dürfen aber wol auch hier schicklich den Kreislerianis, die der letzte Band der Fantasiestücke enthält, vorangehen, da das eigne Zusammentreffen Wallborns und Kreislers dem geneigten Leser, in sofern er dem wunderlichen Johannes nur einigermaßen wohl will, nicht gleichgültig seyn kann.

So wie übrigens Wallborn in verfehlter Liebe den Wahnsinn fand, so scheint auch Kreisler durch eine ganz fantastische Liebe zu einer Sängerinn[WS 2] auf die höchste Spitze des Wahnsinns getrieben worden zu seyn, wenigstens ist die Andeutung darüber in einem von ihm nachgelassenen Aufsatz, überschrieben: die Liebe des Künstlers, enthalten. Dieser Aufsatz, so wie mehrere andere, die einen Cyklus des Rein-Geistigen in der Musik bilden, könnten vielleicht bald unter dem Titel: „Lichte Stunden eines wahnsinnigen Musikers,“[WS 3] in ein Buch gefaßt, erscheinen.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Musen, herausgegeben von Friedrich de la Motte Fouqué und Wilhelm Neumann, bei J.E. Hitzig in Berlin 1814, 3 und letztes Stück, S.272-293.
  2. Hoffmann selbst fasste 1811 eine an Wahnsinn grenzende Liebe zu seiner Gesangsschülerin Julia Mark (nach Heirat mit ihrem Vetter: Julia Marc); eine Erfahrung, die auch in der Erzählung Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza – dort in der Figur der Cäcilia – unmittelbaren Niederschlag fand.
  3. bereits Anfang 1812 fasste Hoffmann dieses Buchprojekt ins Auge, das ihn bis zu seinem Tod beschäftigte; allerdings ging das Material in verschiedene Schriften ein.