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Der Herausgeber dieser Blätter[WS 1] traf im Herbst v. J. mit dem ritterlichen Dichter des Sigurd, des Zauberringes, der Undine, der Corona etc. in Berlin auf das erfreulichste zusammen. Man sprach viel von dem wunderlichen Johannes Kreisler, und es mittelte sich aus, daß er auf höchst merkwürdige Weise in die Nähe eines ihm innigst verwandten Geistes, der nur auf andere Weise ins äußere Leben trat, gekommen seyn mußte. – Unter den nachgelassenen Papieren des Barons Wallborn, eines jungen Dichters, der in verfehlter Liebe den Wahnsinn fand und auch den lindernden Tod, und dessen Geschichte de la Motte Fouqué[WS 2] in einer Novelle, Ixion geheißen,[WS 3] früher beschrieb, war nämlich ein Brief aufgefunden worden, den Wallborn an den Kreisler geschrieben, aber nicht abgesendet hatte. – Auch Kreisler ließ vor seiner Entfernung einen Brief zurück. Es hatte damit folgende Bewandtniß. – Schon lange galt der arme Johannes allgemein für wahnsinnig, und in der That stach auch sein ganzes Thun und Treiben, vorzüglich sein Leben in der Kunst,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. das ist gemäß des Untertitels der Fantasiestücke der „reisende Enthusiast“.
  2. Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843). Er arbeitete seine Erzählung Undine (1811) für Hoffmann zu einem Libretto um. Die Oper, 1814 beendet, 1816 in Berlin uraufgeführt, wurde zum größten Erfolg des Komponisten Hoffmann.
  3. erschien zuerst in Urania auf 1812, S.63ff. Der Baron Wallborn, ein stiller Jüngling, dessen Wahnsinn sich schon äusserlich durch eine hohe goldene Papierkrone kundtut, hält sich für Ixion, jenen thessalischen Prinzen der Sage, welcher statt Juno eine Wolke umarmte. Darauf bezieht sich auch weiter unten (S. 294) "als wenn die Juno zur Wolke wird. Ach Wolke..." siehe Internet Archive