Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/280

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vor ahnender Angst und Hoffnung. Er öffnete. Giulietta trat herein, in hoher Schönheit und Anmuth. Wahnsinnig vor Liebe und Lust schloß er sie in seine Arme. „Nun bin ich da, mein Geliebter,“ sprach sie leise und sanft, „aber sieh, wie getreu ich Dein Spiegelbild bewahrt!“ Sie zog das Tuch vom Spiegel herab, Erasmus sah mit Entzücken sein Bild der Giulietta sich anschmiegend; unabhängig von ihm selbst warf es aber keine seiner Bewegungen zurück. Schauer durchbebten den Erasmus. „Giulietta,“ rief er, „soll ich denn rasend werden in der Liebe zu Dir? – Gieb mir das Spiegelbild, nimm mich selbst mit Leib, Leben und Seele.“ – „Es ist noch etwas zwischen uns, lieber Erasmus,“ sprach Giulietta, „Du weißt es – hat Dapertutto Dir nicht gesagt – Um Gott, Giulietta,“ fiel Erasmus ein, „kann ich nur auf diese Weise Dein werden, so will ich lieber sterben.“ – „Auch soll Dich,“ fuhr Giulietta fort, „Dapertutto keineswegs verleiten zu solcher That. Schlimm ist es freilich, daß ein Gelübde und ein Priestersegen nun einmal so viel vermag, aber lösen mußt Du das Band, was Dich bindet, denn sonst wirst Du niemals gänzlich mein, und dazu giebt es ein anderes besseres Mittel, als Dapertutto vorgeschlagen.“ – „Worin besteht das?“ fragte Erasmus heftig. Da schlang Giulietta den Arm um seinen Nacken, und den Kopf an seine Brust gelehnt lispelte sie leise: