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Rasmus von Dir erzählt,“ sprach sie. „Daß ich kein Spiegelbild hätte, nicht wahr, mein Liebchen?“ fiel Spikher mit erzwungenem Lächeln ein, und bemühte sich zu beweisen, daß es zwar unsinnig sey zu glauben, man könne überhaupt sein Spiegelbild verlieren, im Ganzen sey aber nicht viel daran verloren, da jedes Spiegelbild doch nur eine Illusion sey, Selbstbetrachtung zur Eitelkeit führe, und noch dazu ein solches Bild, das eigne Ich, spalte in Wahrheit und Traum. Indem er so sprach, hatte die Frau von einem verhängten Spiegel, der sich in dem Wohnzimmer befand, schnell das Tuch herabgezogen. Sie schaute hinein, und als träfe sie ein Blitzstrahl sank sie zu Boden. Spikher hob sie auf, aber kaum hatte die Frau das Bewußtseyn wieder, als sie ihn mit Abscheu von sich stieß. „Verlasse mich,“ schrie sie, „verlasse mich, fürchterlicher Mensch! Du bist es nicht, Du bist nicht mein Mann, nein – ein höllischer Geist bist Du, der mich um meine Seligkeit bringen, der mich verderben will. – Fort, verlasse mich, Du hast keine Macht über mich, Verdammter!“ Ihre Stimme gellte durch das Zimmer, durch den Saal, die Hausleute liefen entsetzt herbei, in voller Wuth und Verzweiflung stürzte Erasmus zum Hause hinaus. Wie von wilder Raserei getrieben rannte er durch die einsamen Gänge des Parks, der sich bei der Stadt befand. Giulietta’s