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fühlte sich ergriffen, fortgerissen. Als er wie aus tiefer Betäubung erwachte, lag er in einem kleinen Cabinet zu Giulietta’s Füßen, die, das Haupt über ihn herabgebeugt, ihn mit beiden Armen umfaßt hielt. „Du böser, böser Teutscher,“ sprach sie unendlich sanft und mild, „welche Angst hast Du mir verursacht! Aus der nächsten Gefahr habe ich Dich errettet, aber nicht sicher bist Du mehr in Florenz, in Italien. Du mußt fort, Du mußt mich, die Dich so sehr liebt, verlassen.“ Der Gedanke der Trennung zerriß den Erasmus in namenlosem Schmerz und Jammer. „Laß mich bleiben,“ schrie er, „ich will ja gern den Tod leiden, heißt denn sterben mehr als leben ohne Dich?“ Da war es ihm, als rufe eine leise ferne Stimme schmerzlich seinen Namen. Ach! es war die Stimme der frommen teutschen Hausfrau. Erasmus verstummte, und auf ganz seltsame Weise fragte Giulietta: „Du denkst wol an Dein Weib? – Ach, Erasmus, Du wirst mich nur zu bald vergessen.“ – „Könnte ich nur ewig und immerdar ganz Dein seyn,“ sprach Erasmus. Sie standen gerade vor dem schönen breiten Spiegel, der in der Wand des Cabinets angebracht war und an dessen beiden Seiten helle Kerzen brannten. Fester, inniger drückte Giulietta den Erasmus an sich, indem sie leise lispelte: „Laß mir Dein Spiegelbild, Du innig Geliebter, es soll mein und bei mir