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er überall, so wie gestern der Justizrath ihm wacker zur Hand ging. Bei dem (dem Justizrath, meine ich) giebt es am Sylvester-Abend immer große Gesellschaft, und dann will er zum lieben Neujahr Jedem eine besondere Freude bereiten, wobei er sich so ungeschickt und täppisch anstellt, daß alles Lustige, was er mühsam ersonnen, untergeht in komischem Jammer. – Als ich in’s Vorzimmer trat, kam mir der Justizrath schnell entgegen, meinen Eingang in’s Heiligthum, aus dem Thee und feines Räucherwerk herausdampfte, hindernd. Er sah überaus wohlgefällig und schlau aus, er lächelte mich ganz seltsam an, sprechend: „Freundchen, Freundchen, etwas Köstliches wartet Ihrer im Zimmer – eine Ueberraschung sonder gleichen am lieben Sylvester-Abend – erschrecken Sie nur nicht!“ – Das fiel mir auf’s Herz, düstre Ahnungen stiegen auf und es war mir ganz beklommen und ängstlich zu Muthe. Die Thüren wurden geöffnet, rasch schritt ich vorwärts, ich trat hinein, aus der Mitte der Damen auf dem Sopha strahlte mir ihre Gestalt entgegen. Sie war es – Sie selbst, die ich seit Jahren nicht gesehen, die seligsten Momente des Lebens blitzten in einem mächtigen zündenden Strahl durch mein Innres – kein tödtender Verlust mehr – vernichtet der Gedanke des Scheidens! – Durch welchen wunderbaren Zufall sie hergekommen, welches Ereigniß sie in die Gesellschaft des