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was will der Major in der Nacht draußen im Felde? dachte ich, und es überfiel mich eine unbeschreibliche Angst und Unruhe. Wie von unwiderstehlicher Gewalt getrieben, zog ich mich schnell an, weckte den guten Inspektor, einen frommen Greis von siebzig Jahren, den Einzigen, den der Major selbst in seinem ärgsten Paroxismus scheute und schonte, und erzählte ihm meinen Traum, so wie den Vorgang nachher. Der Alte wurde sehr aufmerksam und sagte: auch ich habe das Gatterthor stark zuwerfen gehört, es aber für Täuschung gehalten; auf jeden Fall möge wol etwas Besonderes mit dem Major vorgegangen und deshalb es gut seyn, in seinem Zimmer nachzusehen. Die Hausglocke weckte Zöglinge und Lehrer, und wir gingen mit Lichtern, wie in feierlicher Prozession, durch den langen Gang nach den Zimmern des Majors. Die Thür war verschlossen, und vergebliche Versuche, sie mit dem Hauptschlüssel zu öffnen, überzeugten uns, daß von innen der Riegel vorgeschoben war. Auch die Hauptthür, durch die der Major hätte gehen müssen, um in den Garten zu kommen, war verschlossen und verriegelt wie den Abend zuvor. Man erbrach endlich, als alles Rufen ohne Antwort blieb, die Thür des Schlafzimmers und – mit starrem gräßlichen Blick, blutigen Schaum vor dem Munde, lag der Major in seiner rothen dänischen Staatsuniform, den Degen mit zusammengekrampfter