Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/153

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welches er glücklich zu vollenden hoffte, geschickt, als auf den Schlag drei Uhr ihn der Archivarius in das Nebenzimmer zu dem wohlbereiteten Mittagsmahl rief. Bei Tische war der Archivarius Lindhorst bei ganz besonderer heiterer Laune; er erkundigte sich nach des Studenten Anselmus Freunden, dem Conrektor Paulmann und dem Registrator Heerbrand, und wußte vorzüglich von dem letztern recht viel Ergötzliches zu erzählen. Der gute alte Rheinwein schmeckte dem Anselmus gar sehr und machte ihn gesprächiger, als er wol sonst zu seyn pflegte. Auf den Schlag vier Uhr stand er auf, um an seine Arbeit zu gehen, und diese Pünktlichkeit schien dem Archivarius Lindhorst wohl zu gefallen. War ihm schon vor dem Essen das Copiren der arabischen Zeichen geglückt, so ging die Arbeit jetzt noch viel besser von Statten, ja er konnte selbst die Schnelle und Leichtigkeit nicht begreifen, womit er die krausen Züge der fremden Schrift nachzumalen vermochte. – Aber es war, als flüstre aus dem innersten Gemüthe eine Stimme in vernehmlichen Worten: Ach! könntest du denn das vollbringen, wenn du Sie nicht in Sinn und Gedanken trügest, wenn du nicht an Sie, an ihre Liebe glaubtest? – Da wehte es wie in leisen, leisen, lispelnden Kristallklängen durch das Zimmer: Ich bin Dir nahe – nahe – nahe! – ich helfe Dir – sey muthig – sey standhaft, lieber Anselmus! –