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ihre Blässe, ihr verstörtes Gesicht verrieth, hätten bemerken sollen. Als sie schnell abbrechend von all’ dem Lustigen, das sie eben erzählen wollten, in die Freundinn drangen, was ihr denn um des Himmelswillen widerfahren, mußte Veronika eingestehen, wie sie sich ganz besondern Gedanken hingegeben, und plötzlich am hellen Tage von einer sonderbaren Gespensterfurcht, die ihr sonst gar nicht eigen, übermannt worden. Nun erzählte sie so lebhaft, wie aus allen Winkeln des Zimmers ein kleines graues Männchen sie geneckt und gehöhnt habe, daß die Mad. Osters sich schüchtern nach allen Seiten umsahen, und ihnen bald gar unheimlich und grausig zu Muthe wurde. Da trat Fränzchen mit dem dampfenden Kaffee herein, und alle Drei sich schnell besinnend, lachten über ihre eigne Albernheit. Angelika, so hieß die älteste Oster, war mit einem Offizier versprochen, der bei der Armee stand, und von dem die Nachrichten so lange ausgeblieben, daß man an seinem Tode, oder wenigstens an seiner schweren Verwundung kaum zweifeln konnte. Dies hatte Angelika in die tiefste Betrübniß gestürzt, aber heute war sie fröhlich bis zur Ausgelassenheit, worüber Veronika sich nicht wenig wunderte und es ihr unverhohlen äußerte. „Liebes Mädchen, sagte Angelika, glaubst Du denn nicht, daß ich meinen Viktor immerdar im Herzen, in Sinn und Gedanken trage? aber eben