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und springt, die Arbeit wegwerfend, vom Stuhl auf, um in dem Spiegel die Ohrringe wirklich zu beschauen. „Nun was soll denn das seyn,“ sagte der Conrektor Paulmann, der eben in Cicero de Officiis vertieft, beinahe das Buch fallen lassen, „man hat ja Anfälle wie der Anselmus.“ Aber da trat der Student Anselmus, der wider seine Gewohnheit sich mehrere Tage nicht sehen lassen, ins Zimmer, zu Veronika’s Schreck und Erstaunen, denn in der That war er in seinem ganzen Wesen verändert. Mit einer gewissen Bestimmtheit, die ihm sonst gar nicht eigen, sprach er von ganz andern Tendenzen seines Lebens, die ihm klar worden, von den herrlichen Aussichten, die sich ihm geöffnet, die Mancher aber gar nicht zu schauen vermöchte. Der Conrektor Paulmann wurde, der geheimnißvollen Rede des Registrators Heerbrand gedenkend, noch mehr betroffen, und konnte kaum eine Sylbe hervorbringen, als der Student Anselmus, nachdem er einige Worte von dringender Arbeit bei dem Archivarius Lindhorst fallen lassen und der Veronika mit eleganter Gewandtheit die Hand geküßt, schon die Treppe hinunter, auf und von dannen war. „Das war ja schon der Hofrath, murmelte Veronika in sich hinein, und er hat mir die Hand geküßt, ohne dabei auszugleiten oder mir auf den Fuß zu treten, wie sonst! – er hat mir einen recht zärtlichen Blick zugeworfen – er ist mir