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dann am geneigtesten ist, die Kinder zu strafen, wenn sie sich dem Vergnügen ganz überlassen.

Ich. Ich fühle die kräftigen Hiebe der Ruthe, schnell wandelt sich das unschickliche Gelächter um in schickliches Weinen.

Berganza. Ihr Deutsche kommt mir vor wie jener Mathematiker, der, nachdem er Glucks Iphigenia in Tauris gehört hatte, den entzückten Nachbar sanft auf die Achsel klopfte und lächelnd fragte: Aber was ist dadurch nun bewiesen? – Alles soll noch außer dem, was es ist, was Anderes bedeuten, Alles soll zu einem außerhalb liegenden Zweck führen, den man gleich vor Augen hat, ja selbst jede Lust soll zu etwas Anderm werden, als zur Lust, und so noch irgend einem andern leiblichen oder moralischen Nutzen dienen, damit nach der alten Küchenregel immer das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden bleibe.

Ich. Aber der Zweck der bloßen vorübergehenden Belustigung ist so kleinlich, daß Du doch der Bühne gewiß einen höheren einräumen wirst?

Berganza. Es giebt keinen höheren Zweck der Kunst, als, in dem Menschen diejenige Lust zu entzünden, welche sein ganzes Wesen von aller irdischen Qual, von allem niederbeugenden Druck des Alltagslebens, wie von unsaubern Schlacken befreit, und ihn