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wußte auch mir so geschickt die Thür zu rechter Zeit zu öffnen, daß ich hineinschlüpfen und meinen Platz, von Niemanden bemerkt, an gehöriger Stelle nehmen konnte. Man hatte diesmal einen Vorhang quer durch den Saal gezogen, und die Beleuchtung zwar oben, aber nicht wie sonst, aus der Mitte strömend, und die Gegenstände von allen Seiten so wie durchsichtig beleuchtend, sondern auf der einen Seite angebracht. Als der Vorhang sich wegschob, saß ganz wie auf Dolce’s Gemälde, in seltsame Gewänder malerisch gekleidet, die heilige Cäzilia vor der kleinen alterthümlichen Orgel, und mit gesenktem Haupte tiefsinnig in die Tasten schauend, schien sie die Töne körperlich zu suchen, die geistig sie umschwebten. So glich sie ganz dem Gemälde Carlo Dolce’s. – Nun erklang ein ferner Akkord lang ausgehalten und in die Lüfte verschwebend. – Cäzilia erhob leise den Kopf. – Nun hörte man wie aus höchster Ferne einen Choral weiblicher Stimmen, ein Werk des Musikers. Die einfachen und doch in wunderbarer Folge fremd, und wie aus einer andern Welt herabgekommenen klingenden Akkorde dieses Chors von Cherubim und Seraphim, erinnerten mich lebhaft an manche Kirchenmusik, die ich vor zweihundert Jahren in Spanien und in Italien gehört, und ich fühlte denselben heiligen Schauer mich durchbeben, wie damals. Cäziliens jen Himmel gerichtete