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Berganza. Mein lieber Freund, in meinem ziemlich langen Leben habe ich wol manche, vielleicht unverdiente Wohlthat empfangen, und dankbar gedenke ich jedes frohen genußreichen Augenblicks, den mir Dieser oder Jener absichtslos verschaffte. Merke auf! – Absichtslos habe ich gesagt. Mit dem Gutesthun, meine ich, ist es eine eigne Sache. Wenn mir einer den Rücken kratzt oder sanft die Ohren kitzelt, welches mich gleich in einen behaglichen träumerischen Zustand versetzt, oder mir das schönste Stück Braten giebt, damit ich mich willig finden lasse, zu seiner Lust den Stock, den er weit weggeschleudert oder gar in das Wasser geworfen, wiederzuholen, oder auf den Hinterpfoten sitzend aufzuwarten (ein mir in den Tod verhaßtes Manoeuvre), so hat er mir durchaus nichts Gutes gethan; es war ein Geben und Empfangen, Kauf und Verkauf, wobei von Gutesthun und Pflichten der Dankbarkeit nicht die Rede seyn kann. Aber der krasse Egoismus der Menschen bewirkt es, daß Jeder nur mit Prahlerei das Gegebene rühmt, und sich des Empfangenen wol gar schämt, und so kommt es denn oft, daß zwei zugleich wechselseitig über Undankbarkeit für genossene Wohlthaten klagen. Mein Freund Szipio, dem es auch manchmal schlecht ging, diente zur Zeit auf dem Dorfe bei einem reichen Bauer, der ein harter Mann war, und ihm beinahe nichts zu