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Da droben auf der letzten der Terrassen,
Da sitzt ein alter Mann, ein alter König –

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Und die Romantik blüht.

Sie soll sein müd gewordenes Herz
Mit neuen, süßen Jugendschauern füllen.
Ist denn nicht alles da, was Jugendsehnsucht heißt?
Das Schloß, die Götterbilder und die goldnen Früchte,

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Der Park, durch den verirrte Schritte ziehn, –

Der Park, durch den verwirrte Seufzer glühn –
Ein traurig-ernster Teich in müdem Schweigen
Und eines Springquells frohes Wasserspiel –
Und der Ruinenberg, auf dem der Jüngling

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Zu alten Göttern lächelt und zu jungen Taten

Sich rüstet – – ? –
Fridericus Rex? –
– – – – – – – – – – –
Der Führer plaudert: „Vor’jes Jahr um Pfingsten
Hielt unser Kronprinz hier mit seine Reiter

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Und kaiserliche Hoheit wollten nicht

Erst aus dem Sattel steijen –
Und ritten man die Treppe rauf zum Schloß.“
Und wieder müssen wir ein wenig lächeln.
Das Pferd war gut geschult, –

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Jedoch in hundert Jahren

Wird’s eine wunderschöne Anekdote sein,
Von einem königlichen Kavalier
Der, ach nicht schnell genug zu seiner Dame konnte
– – – – – – – – – – –

Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)