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KASPAR HAUSER

Woher du kamst, sollt’st du zu wissen wagen!
Du aber ahntest nicht, welch’ Irrsal dich geboren –
Du Armer löstest nicht die letzten Menschheitsfragen,
Du standst wie wir vor strengverschlossenen Toren.

5
Als ich ein Kind war, hatt’ ich unter allen Sagen

Die deines Lebens mir als schönste auserkoren –
Und heute klingt aus ihr mir noch das Klagen
Der Menschen, die sich in die Welt verloren.

All unser Wissen schläft im dunklen Grunde –

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Was sollen wir als Ziel und Herkunft nennen?

In deiner Todesnacht sprachst du mit bleichem Munde
Von einem Weg, den sie hier nicht mehr kennen –
Den letzten Menschheitsschmerz, der noch die letzte Stunde
Umnachtet, seh’ ich in dem deinen brennen.

Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)