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Kirche zu Unsrer lieben Frauen (Abb. 14) an der Steinstraße – mindestens bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Was geblieben ist, das ist ein kleiner Platz an der Süd-Seite der Kirche von gemütlich-altväterischer Stimmung. Dieses wenig beachtete Fleckchen ist so recht ein Beweis dafür, daß auch ganz anspruchslose Gebäude eine sehr erfreuliche Gruppe bilden können. Übrigens stehen hier ein paar recht eigenwillig-lustige Fassaden beieinander, denen man heute natürlich keinen Bau wie das gelbe Ziegelhaus an der Ostseite zugesellen würde.

Ganz anderes Aussehen haben die Kirchhöfe der Nikolaikirche und der Michaeliskirche. Beide liegen auf Außenwerken der Stadtbefestigung; das Gelände verbot bei der Nikolaikirche die Anlage von Wohnbauten, während sich bei der Michaeliskirche ein freundlicher Platz „Wendischer Kirchhof“ von fast ländlichem Charakter entwickelt hat. Der Friedhof an der Nikolaikirche (Abb. 20) ist bis in das Innere der Kirchenruine vorgedrungen. Kann man eindringlicher an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnert werden, als durch Friedhof und Ruine? – Man müßte sie in einer Mondnacht, womöglich im Schnee, sehen, um die weihevoll-traurige Schönheit dieser Begräbnisstätte ganz zu erfassen. Die Formen unschöner Grabmäler, die dem Bild am Tage so viel nehmen, verlieren dann ihre aufdringliche Bestimmtheit und das Feld der ewigen Ruhe beherrschen die ragenden Reste der alten Kirche.

Hier ist noch eines Platzes zu gedenken, der nicht seiner ursprünglichen Bestimmung, sondern nur seiner Lage wegen hierhergehört.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Roch: Bautzen : Ein Wegweiser zur Schönheit der alten Stadt. Wellersche Buchhandlung, Bautzen 1914, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisches_Buch_%C3%BCber_Bautzen.pdf/39&oldid=- (Version vom 9.1.2023)