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An die Kirchenstadt schloß sich die wohl erst z. Z. der entschiedenen Kolonisation in unserm Gau, d. i. im Anfange des 13. Jahrhunderts, angelegte deutsche Stadt an. Sie umfaßte im Osten und Süden die kirchliche Stadt und ging östlich wohl bis zum Reichentor. Als Nordgrenze ist nach Gurlitt der Gickelsberg, als Südgrenze die Kesselstraße (früher „Kesselgasse“) anzusehen. Von der Lauenstraße gehörte der nördliche Teil bis zur Einmündung der Kesselstraße hinzu, dann lief die Grenze weiter bis an die viereckige Mönchsbastei (jetzt Pfarrhaus St. Michaelis; Plan I, Ziffer 12), von wo sie wohl im Zug der Hohenstraße (Gurlitt: „zwischen Siebergasse und Hohengasse“) nach Norden ging. Bei oder bald nach Anlage dieser Stadt dürfte dann die Umfassung der bischöflichen Stadt gefallen sein, so daß der fast rechteckige Markt der neuen Anlage (jetzt Hauptmarkt) unmittelbar an den Kirchplatz (jetzt Fleischmarkt) anschloß. Dieser neue Stadtteil zeigt die für die Gründungen der deutschen Kolonisten charakteristische Regelmäßigkeit. Daß die Grundform von den übrigen Städten gleichen Ursprungs abweicht, erklärt sich sehr einfach aus der notwendigen Rücksichtnahme auf bereits Vorhandenes. Die Hauptverkehrsader war, das lehrt ein Blick auf den Plan, die Reichenstraße. Das erste Rathaus, dessen Errichtung die Chronisten in das Jahr 1213 verlegen (eine Annahme, die also sehr gut zu der von der Entstehung der deutschen Stadt paßt), wird wohl an derselben Stelle gestanden haben, wie das jetzige.

Mit den Kolonisten oder kurz nach ihnen kamen die Franziskaner. Sie ließen sich auf dem zwischen der Burg und den beiden

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Wolfgang Roch: Bautzen : Ein Wegweiser zur Schönheit der alten Stadt. Wellersche Buchhandlung, Bautzen 1914, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisches_Buch_%C3%BCber_Bautzen.pdf/24&oldid=- (Version vom 8.1.2023)