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dieser Mächte sein mochte, sie heilte doch nur vorübergehende Schäden oder beschwor von aussen drohende Stürme. Es kamen auch innere Krisen, bei denen die Gesellschaft darauf angewiesen war, sich selbst zu helfen. Hierunter gehört die Secession eines Teils der Mötteli. Ueber ihre Ursachen ist lediglich nichts bekannt. Dann finanzielle Verlegenheiten der Gesellschaft, in welche auch Ulmer Häuser, wie wir sahen, mit hineingezogen wurden. Beides, jene Secession und diese Geldkrisis, fiel ungefähr in dieselbe Zeit und stand wahrscheinlich in einem Kausalzusammenhang. Die Gesellschaft ging siegreich daraus hervor, ja ihre Hauptblütezeit folgte erst nach dieser kritischen Periode. Aber schon gegen das Ende des 15. Jahrhunderts melden sich die Vorzeichen des Verfalls an; sie mehren sich in den ersten Jahrzehnten des 16. Was oben über die letzten Begegnisse der Gesellschaft im mailändischen Gebiete erzählt ist, lässt deutlich erkennen, dass es mit ihr abwärts ging. Hierzu kommt nun eine Stelle in einer Luzerner Familienurkunde. Dem öfters erwähnten Jakob von Hertenstein hatte seine Frau Anna Mangolt von Sandegg unter anderem 1400 Gulden Kapital beigebracht, welche bei der Huntpissgesellschaft angelegt waren. Als nun diese Frau gestorben und ihr Sohn Leodegar volljährig geworden, setzte sich der Vater mit dem letzteren am 11. Februar 1527 über das mütterliche Vermögen auseinander[1]. Jene 1400 Gulden wurden dem Sohne zugeschieden. Auch über die Zinsen daraus wurden Bestimmungen getroffen; dabei hört man aber, gegenwärtig werfe jene Einlage keinen Zins ab. Es war also damals so weit gekommen, dass die Gesellschaft ohne Nutzen arbeitete. Wie dies herbeigeführt wurde, ob durch das Emporkommen grösserer Handelsgesellschaften, mit welchen man nicht mehr konkurrieren konnte, oder durch den mit der Entdeckung Amerikas zusammenhängenden Umschwung im kommerziellen


  1. Herr Archivar Th. v. Liebenau hat mir die hierher gehörige Stelle des Teilungsbriefs gütigst mitgeteilt; das Hertensteinische Familienarchiv bildet jetzt einen Bestandteil des Stadtarchivs Luzern.
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Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_45.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)