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sich erhalten hat (Koechly Hesiodea Carmina p. 20). Ja, man könnte weiter schliessen, dass Λήθη Theog. 227, welches in allen mss. überliefert, also von Vergil unzweifelhaft gelesen ist, von dem Dichter v. 277 geschrieben sei, zumal im Hesiod Πόνος und Λήθη, im Vergil Letumque Labosque zusammenstehen, und die Bedeutung des Letum an dieser Stelle neben den faucibus Orci in v. 273 und dem Todesschlaf Sopor in v. 278 nicht ohne grosse Schwierigkeit zu enträthseln ist. Die seit Ruhnken und Heyne gemachten Versuche, das hesiodische Λήθη durch Ἄτη oder Λοιμός zu ersetzen, oder mit Schoemann (Commentar p. 49) durch Δῆρις sind zweifellos unmotivirt. In jedem Fall zeigt Georg. I 277 und 278 quintam fuge: pallidus Orcus Eumedidesque satae verglichen mit Hesiod. Opp. 803 und 804 ἐν πέμπτῃ γάρ φασιν Ἐρινύας ἀμφιπολεύειν Ὅρκον γεινόμενον oder τινυμένας (Steitz Opera p. 180), nach welcher Stelle mit Celsus (Ribbeck Prolegomena p. 26 p. 139) pallidus Horcus zu verbessern ist, wie grosse Irrthümer möglich gewesen sind, die selbst Heyne noch nicht zu beseitigen wagte (s. Note zu v. 277). Eigenthümlich dabei ist die Ansicht Paleys zu Opp. 802 und Theog. 227, dass Vergil das hesiodische Λήθη durch Lethum übersetzt habe, und das ὅρκος aus Missverständniss durch Orcus. – Noch eine Stelle Georg. IV 481 ist unzweifelhaft die Uebersetzung einer hesiodischen oder vielleicht einer andern griechischen, die ihrerseits aus der hesiodischen entstanden ist; auch sie ist von Woldemar Ribbeck nicht angeführt. Dort heisst es: Quin ipsae stupuere domus atque intima Leti Tartara, wozu Heyne bemerkt, es stehe für ipsae domus Leti et intima Tartara; und er fährt fort: splendidius hoc, quam intima loca, penetralia. Tartarum Leti domum appellare potuit, ut alias Orci regia Furiarum domus audit. Schon vor Heyne jedoch hatte Johannes Schrader nicht an der Stellung von Leti, aber an dem Ausdruck Leti Tartara Anstoss genommen und conjicirt (wie Heyne bemerkt, pereleganter) Leti Limina. Die Erklärung Heynes wäre nur dann richtig, wenn domus Leti und Tartara bei Vergil identisch wären; dass sie es nicht sind, beweist die Schilderung des Tartaros Aeneis VI 548–627 und Heynes excurs. VIII zu diesem Buch (vierte Wagnersche Ausgabe p. 1018). Andrerseits ist Letum als Personification bei Vergil zwar nicht ganz gewöhnlich (ter Leto sternendus erat, Aeneis VIII 566; deiecit Leto Aeneis X 319 verglichen sternere Morti, demittere

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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). 1875, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_115.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)